Ein Besuch im Krankenhaus: Darf man kranke Menschen küssen?

Die besonderen Herausforderungen im Krankenhaus

Stellen Sie sich vor: Ihr Chef oder eine liebe Nachbarin von Ihnen liegt mit einem komplizierten Splitterbruch im Krankenhaus. Sie stellen sich jetzt diese Fragen:

  • Sollten Sie die Patientin/den Patienten besuchen oder nur eine Genesungskarte schreiben?
  • Dürfen Sie unangemeldet vorbeischauen?
  • Worüber reden Sie mit der/dem Erkrankten?
  • Müssen Sie ein Präsent mitbringen?
  • Dürfen Sie auch einem Mann Blumen schenken?
  • Wie lange sollte ein Krankenbesuch heutzutage dauern?

Krankenhaus-Knigge von A bis Z

B – Begrüßung: Bleiben Sie bei der Tradition

Für kranke Menschen ist es angenehm, wenn Sie bestehende Gewohnheiten und Rituale beibehalten. Das gilt auch für die Begrüßung. Angenommen, Sie besuchen eine Freundin im Krankenhaus, die Sie sonst immer mit Wangenkuss und einer Umarmung begrüßen. Sofern Ihre Freundin keine ansteckende Krankheit hat, sollten Sie die traditionelle Begrüßungsform beibehalten, um negative Assoziationen zu vermeiden.

Hat der Patient eine ansteckende Krankheit, hilft eine kurze Erläuterung:

  • „Wie gern würde ich dich jetzt umarmen.“
  • „Fühl dich von mir gedrückt.“
  • „Heute bekommst du von mir einen Luftkuss auf die Wange gedrückt.“

Im Umgang mit kranken Menschen benötigen Sie noch mehr Fingerspitzengefühl als sonst. Bedenken Sie, dass körperlich geschwächte Menschen sich zwar Nähe wünschen, aber womöglich ein anderes Distanzempfinden haben als sonst. Handschlag und Umarmung sollten etwas sanfter ausfallen als gewohnt.
Rücksichtsvoll ist es, wenn Sie dem Erkrankten die „Oberhand“ lassen: Legen Sie Ihre Hand nicht über, sondern unter seine. So spürt er Ihre Nähe, ohne sich vereinnahmt oder bevormundet zu fühlen. Ist Ihr Verhältnis zum Erkrankten respektvoll-distanziert, ändert sich an den sonst üblichen Begrüßungsregeln nichts. Der Besuchte hat das Recht, Ihnen zuerst die Hand zu reichen.

B – 
Besuchsdauer: 30 bis 60 Minuten
Ein zu kurzer Besuch kann genauso falsch sein wie ein zu langer. Ersterer vermittelt den Eindruck, Sie wollten eine Pflichtübung absolvieren. Letzterer könnte den Erkrankten zu sehr anstrengen. Die richtige Dauer für einen Krankenhausbesuch liegt zwischen einer halben und einer Stunde.
Doch auch innerhalb dieser Zeitspanne gilt: Achten Sie auf Ermüdungsanzeichen beim Besuchten, um ihn nicht zu überfordern. Wenn der Patient Sie bittet, länger zu bleiben, dürfen Sie das selbstverständlich tun. Unterbrechen Sie gegebenenfalls den Besuch zwischendurch, damit die oder der Kranke etwas Ruhe finden kann, beispielsweise für einen Mittagsschlaf. Vertreiben Sie sich derweil außerhalb des Krankenzimmers die Zeit, und setzen Sie Ihren Besuch danach wieder fort.

B – 
Besuchsgruppen: Weniger ist mehr
Besuchen Sie den Erkrankten besser einzeln (gegebenenfalls zu zweit oder zu dritt) statt in einer großen Gruppe. Zum einen sind Krankenzimmer nicht für Besucherscharen eingerichtet, zum anderen überfordern Platzmangel und steigender Lärmpegel nicht nur den Besuchten, sondern auch dessen Zimmergenossen.

So hat der Erkrankte mehr von Ihrem Besuch

  • Sprechen Sie sich als Kollegin/Kollege mit dem Team ab, und schicken Sie eine kleine Abordnung, die die ganze Abteilung vertritt.
  • Bestimmen Sie innerhalb eines Vereins ein oder zwei Mitglieder, die im Namen des gesamten Vereins Genesungswünsche übermitteln.
  • Als Familie koordinieren Sie Ihre Besuche mit der restlichen Verwandtschaft.
  • Fragen Sie den Erkrankten, was für ihn angenehm ist. Sofern er kräftig genug ist und zum Beispiel mit seinen Besuchern die Cafeteria oder den Aufenthaltsraum aufsuchen kann, ist gegen einen Gruppenbesuch normalerweise nichts einzuwenden.


B – Besuchszeiten: Zeitvorgaben sind passee
Bis auf wenige Ausnahmen gibt es in Krankenhäusern keine festgelegten Besuchszeiten mehr. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich über passende Besuchszeiten Gedanken machen. Nehmen Sie auf den Tagesrhythmus, der im Krankenhaus z. B. von medizinischen Behandlungen, Arztvisiten und Mahlzeiten bestimmt wird, Rücksicht. Gehen Sie auf Nummer sicher, und fragen Sie den Patienten am besten selbst, wann der Besuch willkommen ist.

Telefonzeiten im Krankenhaus
Relativ günstige Telefonzeiten im Krankenhaus beschränken sich vormittags auf etwa 9:30 bis 11:15 Uhr, da um 11.30 Uhr häufig schon das Mittagessen serviert wird. Nachmittags bietet sich ein Anruf zwischen 15.00 und 17:30 Uhr an. Fragen Sie beim Anruf als Erstes nach, ob das Gespräch gerade gelegen kommt, denn Untersuchungen, Therapien sowie die Befindlichkeit des Kranken lassen sich nicht in ein festgelegtes Schema pressen.

Besuchsangebot per Genesungskarte
Falls die Beziehung zum Erkrankten respektvoll-distanziert ist, empfiehlt sich eine schriftliche Anfrage, zum Beispiel in Geschäftspartnerschaften. Es könnte dem Erkrankten unangenehm sein, wenn Sie ihn hilflos oder gar mit ungewaschenen Haaren bzw. unrasiert im Schlafanzug sehen.
Übermitteln Sie Ihre Genesungswünsche per Brief/per Karte, und unterbreiten Sie darin Ihr Besuchsangebot: „Gern werde ich mich in den nächsten Tagen in Ihrem Sekretariat erkundigen, ob Sie Besuch empfangen und, falls ja, wann er Ihnen angenehm wäre.“ Alternativ können Sie auch direkt enge Mitarbeiter/die Sekretärin oder Familienmitglieder des Erkrankten kontaktieren und um Einschätzung bzw. Klärung bitten.

Tabu: Unangemeldete Besuche
Für Krankenbesuche gilt generell: Erscheinen Sie auf gar keinen Fall unangemeldet! Unangemeldeten Besuch abstatten sollten Sie nur in wenigen Fällen, wenn Sie

  • zum engsten Familien- und Freundeskreis des Erkrankten gehören und
  • hundertprozentig sicher sind, dass Ihr Besuch für den Erkrankten eine freudige Überraschung darstellt.


B – 
Blickkontakt -> Distanzzonen

B – 
Blumen: Topfpflanzen und „Todesblumen“ sind tabu
Als „Todesblumen“ werden Blumensorten bezeichnet, die vor allem bei Beerdigungen verwendet werden. Dazu zählen Lilien, Callas, Astern und Chrysanthemen, vor allem in der Farbe Weiß. Meiden Sie diese Blumen, und geben Sie einem farbigen Strauß den Vorzug. Buntes tut jedem Krankenzimmer gut. Da der Geruchssinn von kranken Menschen manchmal sehr empfindlich ist, sollten Sie allerdings darauf achten, dass die Blumen nicht zu sehr riechen.

Vorsicht bei Aberglauben!
Gehen Sie auf Nummer sicher, falls Sie nicht wissen, ob der Patient abergläubisch ist. Wählen Sie vorsichtshalber keinen Strauß, der genau 13 Blüten hat. 13 ist für viele Menschen in unserer Kultur eine Unglückszahl.
Ein spezieller „Krankenhaus-Aberglaube“ besagt: „Wer Blumen aus dem Krankenhaus mitnimmt, kommt bald wieder.“ Entscheiden Sie sich besser für ein anderes Geschenk, wenn der Erkrankte nur kurz im Krankenhaus bleibt oder schon bald nach Hause entlassen wird.

Passende Vasen sind oft Mangelware
Bedenken Sie außerdem, dass geeignete Vasen im Krankenhaus oft Mangelware sind. Wählen Sie ein kleines Gesteck aus frischen Blüten, oder schenken Sie die Vase gleich mit, sofern Ihr Budget das erlaubt.

Topfblumen sind verboten
Da Blumenerde eine Infektionsquelle für kranke und geschwächte Menschen sein kann, sind Topfblumen im Krankenhaus verboten. Verschenken Sie Topfblumen auch bei einem Besuch zu Hause nur, wenn die erkrankte Person es wünscht.

Blumen für Männer – warum nicht?
Es ist heute kein Fauxpas mehr, einem Mann Blumen zu schenken. Überlegen Sie, ob Sie dem Erkrankten damit eine Freude machen. Kommen Sie zu der Überzeugung, dass der Patient sich nichts aus Blumen macht, verschenken Sie besser ein Buch, eine Zeitschrift oder ein Hörbuch.

Der -Tipp: Verbot von Schnittblumen im Krankenhaus – Pro und Contra
Immer wieder gibt es Diskussionen darüber, ob auch Schnittblumen im Krankenhaus verboten werden sollten.

1. Grund: Bakterien im Blumenwasser
Zwar enthält Blumenwasser viele Bakterien, allerdings gibt es keine Hinweise darauf, dass Blumenwasser eine Ursache für Infektionen im Krankenhaus ist.

2. Grund: Blumen konkurrieren mit den Patienten um Sauerstoff
Eine Zeit lang war es in Krankenhäusern üblich, Blumen nachts aus den Patientenzimmern zu entfernen. Mittlerweile ist jedoch bewiesen, dass Schnittblumen die Zusammensetzung der Luft nicht maßgeblich verändern.

3. Grund: Blumen stellen einen zusätzlichen Aufwand für das Pflegepersonal dar
Es ist korrekt, dass das Pflegepersonal Schnittblumen manchmal als lästige Pflicht empfindet. Häufig denken die Besucher nicht an Vasen, außerdem müssen die Sträuße mit Frischwasser versorgt und irgendwann entsorgt werden. Zeitliche Engpässe und Platzmangel können weitere Probleme sein.

Aber: Blumen muntern auf
Blumen geben tristen Krankenhauszimmern eine gewisse Wohnlichkeit, können den Patienten aufmuntern und somit indirekt seine Heilung beschleunigen. Sofern Sie das Pflegepersonal bei der Versorgung der Sträuße unterstützen und die Vasen selbst mitbringen, bleibt das Blumenschenken im Krankenhaus auch weiterhin eine vertretbare Geste.

B – Bücher -> Geschenke

D – 
Distanzzonen: Im Krankenhaus besonders wichtig
Finden Sie die richtige Mischung aus Nähe und Distanz, um die geschwächte, kranke Person nicht unnötig zu stressen oder unter Druck zu setzen. Ist der Patient bettlägerig, setzen Sie sich am besten auf den Besucherstuhl, um auf gleicher Augenhöhe zu sein und nicht auf den Erkrankten herabzusehen. Wenn Sie stehen bleiben, wirken Sie auf den Bettlägrigen übermächtig. Beziehen Sie ihn stattdessen in Ihre Überlegungen mit ein: „Wohin soll ich den Stuhl stellen? Ist es dir hier recht?“ So können Sie sicher sein, gemeinsam den richtigen Grad an Nähe zu finden.

Bis zur Bettkante und nicht weiter
Das Bett gilt generell als Tabuzone, die nur auf ausdrücklichen Wunsch der oder des Kranken aufgehoben wird. Sowohl die Privatsphäre als auch das persönliche Territorium eines Menschen sind im Krankenhaus stark eingeengt. Das Bett ist der einzige persönliche und intime Raum für den Erkrankten. Respektieren Sie diese bescheidene Privatsphäre. Davon abgesehen ist es unhygienisch, sich mit Straßenkleidung auf ein Krankenbett zu setzen.

1. Intime Distanzzone

Die intime Distanzzone beträgt etwa 50 Zentimeter. So nah lässt man in der Regel nur Familienmitglieder oder sehr gute Freunde an sich heran, etwa während einer herzlichen Begrüßung mit Wangenküsschen oder einer Umarmung. Dringen entferntere Bekannte in diese Zone ein, kommt das einer Grenzverletzung gleich, auf die normalerweise mit Abwehr, Ärger, Aggression oder Rückzug reagiert wird.

    Bitte bedenken Sie: Eine bettlägrige Person hat kaum die Möglichkeit, sich gegen diese Grenzverletzung zu wehren. Eine Ausnahme sind Ärzte, Friseure, Masseure und Personen mit ähnlichen Berufen. Sie dürfen in die intime Distanzzone eindringen, da es ihr Beruf erfordert.

2. Persönliche Distanzzone

Nach der intimen folgt die persönliche Distanzzone, in der fremde Menschen ohne Abwehrmechanismen geduldet werden können. Sie beträgt etwa einen Meter zwischen den Personen. In dieser Distanz finden z. B. die klassische Begrüßung mit Handschlag, Small-Talk- Gespräche und Unterhaltungen statt. Am Krankenbett handeln Sie rücksichtsvoll, wenn Sie den Besucherstuhl in dieser Distanzzone positionieren.

3. Gesellschaftliche Distanzzone

Die gesellschaftliche Distanz umfasst etwa 2 bis 3 Meter, in bestimmten Situationen kann sie noch etwas großzügiger definiert werden. In dieser Distanzzone findet in der Regel der klassische Tagesgruß ohne Körperkontakt statt. In der gesellschaftlichen Distanz können Sie mit einem freundlichen Blick, einem Lächeln und einem Tagesgruß für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Das gilt auch im Krankenhaus. Senden Sie diese positiven Signale aus, spürt der Krankenpfleger auf dem Flur oder der Mitpatient im Krankenzimmer, dass von Ihnen keine Gefahr ausgeht.


F – 
Floskeln -> Gesprächsthemen


G – 
Geschenke: So finden Sie ein passendes Präsent
Es müssen nicht immer Blumen sein – vor allem dann nicht, wenn das Krankenzimmer bereits wie ein Floristengeschäft aussieht. Alternativen sind Geschenke, die als Aufmunterung, Langeweilevertreiber oder „Genesungs-Beschleuniger“ Freude bereiten.

Wählen Sie Lesestoff unter diesen Gesichtspunkten aus:
Lesestoff wählen Sie selbstverständlich nicht nach Ihrem eigenen Geschmack, sondern nach dem des Patienten aus. Kennen Sie die speziellen Vorlieben nicht, entscheiden Sie sich am besten für ein heiteres und entspannendes Buch.
Lassen Sie sich im Buchhandel beraten, wenn Sie keinen entsprechenden Titel kennen. Denken Sie bei der Buchauswahl auch an krankheitsbedingte besondere Umstände. Mancher wird sich vielleicht freuen, endlich die Zeit zu haben, einen besonders dicken Wälzer lesen zu können.
Wer zur strikten Rückenlage gezwungen ist, kann damit hingegen wenig anfangen. Hier können Hörbücher zum angenehmen Zeitvertreib werden. Erkundigen Sie sich, welche Technik vorhanden ist. Der Senior ist vielleicht noch an den CD-Player gewöhnt, wogegen der Junior Hörbücher, Musik und Videos direkt auf den iPod lädt.

Kleine „Zeitvertreiber“
Kennen Sie die Hobbys des Patienten, können Sie ihm auch mit einem Puzzle, Strick- und Handarbeitszeug, einem Geduldsspiel, Sudoku- oder Kreuzworträtsel-Heften bzw. -büchern, speziellen Zeitschriften und Magazinen oder ähnlichen Präsenten die Zeit verkürzen. Bedenken Sie bei der Geschenkauswahl immer, wie es um die Bewegungsfreiheit und den Gesundheitszustand des Patienten bestellt ist. Gaben werden eher zum Betrübnis, wenn der Erkrankte sie nicht nutzen kann.

Denken Sie an mögliche Diätvorschriften
Lebensmittel wie Obst, Knabberzeug oder Süßigkeiten und Getränke sind dann kritisch, wenn der Patient Diätvorschriften einhalten muss. Entscheiden Sie sich nur für kulinarische Geschenke, sofern Sie wissen, dass sie unbedenklich sind. Auch wenn es von Patienten manchmal anders gesehen wird: Alkoholische Getränke und Tabak sind als Mitbringsel tabu.

Der -Experten-Tipp:

Vielleicht ist der folgende Fall einer Leserin des Ihnen auch schon mal passiert:

Mir ist es einmal passiert, dass ich einer erkrankten Freundin mit einer Flasche Cola die allergrößte Freude bereiten konnte. In ihrem Nachtschrank stapelten sich die gesunden Fruchtsäfte, die sie von früheren Besucherinnen und Besuchern erhalten hatte. Doch die gesunden Getränke entsprachen nicht ihren Gelüsten.

Nahrung für die SeeleUnd was lehrt uns diese Erfahrung: Fragen Sie nach! Gerade die Auswahl von Nahrungsmitteln hat viel mit Emotionen zu tun. Sofern keine Diätvorschriften einzuhalten sind, können bestimmte Nahrungsmittel ein Gefühl von Vertrautheit und Wohlbefinden vermitteln.

Geschmackserlebnisse sind mit Erinnerungen und Erfahrungen verknüpft. So erklärt es sich, dass eine Flasche koffeinhaltiges Zuckerwasser unter Umständen mehr zur Genesung beitragen kann als ein vitaminreicher Fruchtsaft. Nicht immer kommt es auf den materiellen Wert der Geschenke an.

G – Gesprächsthemen
Viele Menschen scheuen Krankenbesuche und fragen sich: „Über was soll ich denn nur reden?“. Die Sorge ist berechtigt, denn in der Tat eignen sich nicht alle Themen dazu, einem kranken Menschen Freude zu bereiten oder ihn abzulenken.
Hinzu kommt: Kranke wirken im Gespräch oft, als seien sie von allem, was außerhalb der Krankenhausmauern passiert, abgeschottet. Alles dreht sich nur noch um die Krankheit, die Symptome, die Therapie – also um den zwangsweise verordneten Lebensraum. Der „Mikrokosmos Krankenhaus“ wird für den kranken Menschen zeitweilig zum „Makrokosmos“.

Wappnen Sie sich mit positiven und erfreulichen Themen
Lassen Sie – zumindest am Anfang des Gesprächs – die besuchte Person, so viel sie mag, von sich, dem Tagesablauf und der Krankheit reden. Schließlich kann sie zu Recht erwarten, dass Sie sich für ihre spezielle Lage, die Probleme und Misslichkeiten, den Befund oder andere Details interessieren. Sonst wären Sie ja wohl gar nicht gekommen.
Versuchen Sie dann, zu anderen, alltäglichen Dingen überzuleiten. Suchen Sie bereits vor dem Besuch nach positiven, heiteren oder unverfänglichen Begebenheiten aus dem Umfeld der Patientin oder des Patienten beziehungsweise aus Ihrem eigenen.

Beispiel aus dem : Erzählen Sie von guten Schulnoten der Kinder, von neuen Fähigkeiten, die die lieben Kleinen erworben haben, von einem witzigen Erlebnis mit einem Haustier, von einem angenehmen Ereignis, das Sie erlebt haben, von einem beruflichen Erfolg, von einem Buch, das Sie gelesen, oder von einem Film, den Sie gesehen haben, von etwas Positivem, das sich im Freundeskreis ereignet hat, von einem überraschenden Treffen mit einer lange nicht gesehenen Person („Stell dir vor, wen ich nach 15 Jahren getroffen habe …“) und Ähnlichem.

Vorsicht mit Klatsch und Tratsch!
Dosieren Sie dabei Klatsch und Tratsch sehr vorsichtig. Eine kleine Prise Klatsch kann erheiternd sein – nach dem Motto: „Stell dir mal vor, was sich meine Nachbarin vorgestern wieder einmal für einen Klops geleistet hat“. Wahren Sie jedoch die Grenzen des guten Tons: Beleidigende, diskriminierende Bemerkungen über Abwesende sind auch am Krankenbett unangebracht.

So bitte nicht!
Ärger am Arbeitsplatz oder in der Familie sollten Sie nicht ins Krankenzimmer tragen. Auch wissenschaftliche Abhandlungen über die entsprechende Krankheit sind deplatziert. Ebenso ungeeignet sind eigene Leidensgeschichten, wenn der (unterschwellige) Tenor zu hören ist: „Ich habe ja viel Schlimmeres erlebt als du jetzt.“
Bringen Sie eigene Krankengeschichten nur ins Gespräch ein, wenn Sie damit Mut und Zuversicht vermitteln können. Beispiel: Sie haben eine Untersuchung, die von der besuchten Person mit Bangen erwartet wird, selbst erlebt und können versichern: Das ist gar nicht schlimm, es tut nicht weh.
Verzichten Sie auch auf (leider gängige) Floskeln wie:

„Ist doch alles halb so schlimm.“
„Das haben vor dir doch schon Millionen andere hinter sich gebracht.“
„Gut Ding will eben Weile haben.“
„Die beste Krankheit nützt halt nur dem Arzt.“
„Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter.“
„Das wird schon wieder.“

Solche Sprüche helfen den Erkrankten nicht. Seine Sorgen und Ängste werden nivelliert oder gar negiert und ins Lächerliche gezogen.

Der -Extra-Tipp: Hier finden Sie nur positive Nachrichten

Sie können sich ganz gezielt auf das Gespräch mit dem Erkrankten vorbereiten, indem Sie über allgemeine positive Nachrichten aus aller Welt berichten:

Eine gute Quelle für Ihre Recherchen ist in diesem Fall das Internet. Eine Auswahl an tagesaktuellen, ausschließlich positiven, erheiternden und erfreulichen Nachrichten aus aller Welt finden Sie z. B. auf dieser speziellen Seite: .

Üben Sie sich in der Kunst des aktiven Zuhörens
Stellen Sie sich bei einem Krankenbesuch nicht nur darauf ein, passende Gesprächsthemen „auf Lager“ zu haben. Oft möchten Kranke viel von ihren Problemen erzählen und sind dankbar, wenn Sie zuhören. Nur: Dieses Zuhören muss in der richtigen Form passieren. Wenn Sie relativ reaktionslos die Berichte über Krankheit, Essen, Ärzte und Schwestern über sich ergehen lassen, zeigen Sie damit nicht das gewünschte Interesse.
Fragen Sie hin und wieder nach, damit der Erkrankte Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse spürt.
Beispiel:

Patient: „Die Pflegekräfte haben es bei allem immer so eilig.“
Besucher: „Meinst du damit, dass sie nicht gründlich genug arbeiten?“
Patient: „Doch, schon. Aber ich bin im Moment nicht so schnell.“
Besucher: „Verstehe. Dein Tempo ist etwas langsamer als sonst, weil du krank bist. Richtig?“
Patient: „Ja, genau. Ich ärgere mich darüber, dass ich im Moment so langsam und so hilflos bin …“

Verbale und nonverbale Verstärker
Weitere Möglichkeiten, Ihr Interesse zu bekunden: Setzen Sie die so genannten verbalen und nonverbalen „Verstärker“ ein. Mit einem Kopfschütteln, einem bejahenden Nicken oder einem Schulterzucken zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie bei der Sache sind. Ermuntern Sie den Erkrankten zum Weitererzählen, indem Sie ihn verbal darin bestärken. Kurze Äußerungen wie
„Hmm“, „Oh“, „Ach“, „Nein, sowas!“, „Ja“, „Tatsächlich?“, „Wie schön“, „O weh“, „Das kann ich gut verstehen“ sind Signale dafür, dass Sie wirklich aufnehmen, was Ihnen erzählt wird.

Haken Sie nach
Achten Sie auch auf einschränkende Formulierungen, wie z. B. das Wörtchen „eigentlich“. Bekommen Sie auf die Frage: „Wie geht es Ihnen (dir) heute?“ die Antwort: „Eigentlich ganz gut“, fragen Sie am besten direkt nach, was damit gemeint ist. Der Grund: Wenn es jemandem nur „eigentlich“ gut geht, gibt es zwingend das „uneigentlich“, sprich: das eingeschränkte Wohlergehen. Wenn Sie aktiv Zuhören, werden Ihnen Krankenbesuche leicht fallen.
(Lesen Sie dazu auch den Beitrag Z 77 „Zuhören, Gesprächskompetenz“ im Grundwerk des .)

G – 
Getränke -> Geschenke

G – 
Grüßen: Ein freundlicher Tagesgruß ist Pflicht
Wenn Sie das Krankenzimmer betreten, sollten Sie weitere Mitpatienten nicht wie Luft behandeln, sondern kurz und freundlich grüßen (Distanzzonen beachten!). Selbst wenn viele Menschen es mittlerweile vergessen haben: Sie entspannen die Atmosphäre und reduzieren die Anonymität, indem Sie Anwesende auch in Aufenthaltsräumen und im Fahrstuhl freundlich grüßen.

H – Handy: Im Krankenhaus tabu
Da Handys die Technik medizinischer Geräte stören können, sind sie im Krankenhaus tabu. Außerdem wäre es unhöflich, das Handy während eines Krankenbesuchs griffbereit neben sich zu legen. Die nonverbale Botschaft: Ich habe andere Wichtigkeiten, als meine Aufmerksamkeit ganz auf dich/Sie zu richten.

SMS-Nachrichten
Das ist genauso, wenn jemand während eines solchen Besuchs SMS-Nachrichten liest oder empfängt. Verstauen Sie Ihr Handy in einer Tasche, deponieren Sie es im Auto, oder nehmen Sie es erst gar nicht mit. Und: Vergessen Sie bitte nicht, es aus- oder stummzuschalten, falls Sie es unbedingt bei sich haben müssen.

K – 
Kinder: Wann sie mitkommen dürfen
Krankenbesuche mit kleinen Kindern sind im Kreis vertrauter Freunde und Verwandter nicht ausgeschlossen. Für den erkrankten Großvater kann es eine besondere Freude sein, wenn die kleine Enkelin ihn besucht und den grauen Krankenhaus-Alltag erhellt.
Sprechen Sie den Besuch aber vorher ab, denn er ist nicht ganz unproblematisch. Zum einen sind kleine Kinder oft laut und sehr aktiv, sodass sie zur Überforderung für Kranke werden können. Zum anderen erwächst aus Kinderbesuch leicht eine Belästigung für etwaige Mitpatientinnen und -patienten im Zimmer.
Planen Sie den Besuch mit Kindern daher ganz besonders sorgfältig, und sorgen Sie dafür, dass Fremde nicht gestört werden. Sprechen Sie gegebenenfalls mit der oder dem Besuchten direkt ab, dass Sie die Verweildauer vom Verhalten der Kinder abhängig machen. So können Sie, falls die „lieben Kleinen“ über die Stränge schlagen, den Besuch auch nach kurzer Zeit beenden, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

K – 
Krankheit: Wenn Sie selbst akut krank sind
Es ist wenig rücksichtsvoll, Krankenhauspatienten zusätzliche Gesundheitsrisiken zuzumuten. Sind Sie beispielsweise erkältet oder haben Sie andere ansteckende Krankheiten, verzichten Sie besser auf Besuche. Melden Sie sich stattdessen telefonisch. Da Ihre Absage auf Rücksicht und Fürsorge basiert, wird sie von dem Krankenhauspatienten eher positiv gesehen – selbst dann, wenn er das ausbleibende Treffen bedauert.

L – 
Lebensmittel ->
M – Mitbringsel ->


M – 
Mitpatientinnen und -patienten
Die Höflichkeit gebietet es, dass Sie vor dem Betreten des Zimmers anklopfen und auf das „Herein“ warten. Entbieten Sie allen Anwesenden einen Gruß. Außerdem ist es eine nette Geste, wenn Sie sich kurz vorstellen, sofern Sie damit nicht gerade ein Gespräch unterbrechen. Besonders angebracht ist diese Selbstvorstellung, wenn Sie regelmäßig zu Besuch kommen und die Mitpatientinnen oder -patienten voraussichtlich noch öfter sehen werden.

Beachten Sie die „ungeschriebenen Teilungsgesetze“
Respektieren Sie das Territorium () der anderen Patientin oder des Patienten. Liegt der Patient auf einem Zweibettzimmer, wird dieses entsprechend der „ungeschriebenen Teilungs-Gesetze“ in der Mitte geteilt: deine Hälfte – meine Hälfte. Das betrifft auch die vorhandenen Sitzgelegenheiten! Fragen Sie freundlich nach, bevor Sie einen Stuhl aus der Hälfte des Mitpatienten „ausleihen“. Führen Sie Ihre Unterhaltung mit dem Besuchten möglichst leise, um den Bettnachbarn nicht zum Mithören zu zwingen. Und vergessen Sie auch nicht einen Abschiedsgruß an die fremde Person, ehe Sie das Krankenzimmer verlassen.
Es versteht sich von selbst, dass Sie den Raum verlassen, wenn einer der Patienten eine Arztvisite hat oder vom Personal versorgt werden muss. Respektieren Sie die Intimsphäre und eventuelle Schamgefühle der Erkrankten.

O – 
Obst -> Geschenke

R – 
Rauchen
Die Frage, ob Sie rauchen dürfen, stellt sich im Krankenhaus erst gar nicht. Gegebenenfalls gibt es in der Cafeteria oder vor dem Eingang eine Raucherecke. Da Ihr Besuch im Krankenhaus in der Regel relativ kurz ist, sollten Sie ihn nicht für eine Raucherpause unterbrechen. Das wäre unhöflich. Stillen Sie Ihre Rauchgelüste besser vor- oder nachher.
Sollte der Erkrankte fit und mobil genug sein und von sich aus die Raucherzone aufsuchen wollen, sind auch Sie natürlich von dem Verzicht befreit

R – 
Rücksichtnahme, Bettnachbarn -> Mitpatientinnen und -patienten
S – Selbstvorstellung
Stehen Sie der erkrankten Person nahe, und werden Sie sie öfter besuchen? Dann ist es angebracht und hilfreich, dass Sie sich beim Pflegepersonal und bei eventuell auftauchenden Ärztinnen oder Ärzten bekannt machen. Nennen Sie am besten zusätzlich zum Namen Ihr Verwandtschaftsverhältnis zur Patientin oder zum Patienten. Das bringt Ihnen Sympathien und erleichtert die Kommunikation, die den Erkrankten betrifft.

S – 
SMS -> Handy
T – Terminabsprache -> Besuchszeiten
T – Trinkgeld: Eine Frage der Ehre
Oft taucht die Frage auf: „Soll ich im Krankenhaus Trinkgeld geben?“ Die Antwort: Nein. Das Pflegepersonal empfindet es als beleidigend, wenn ein Betrag vorab zugesteckt wird. Das wirkt wie ein Bestechungsversuch: „Hier hast du Geld, damit du dich besser um eine spezielle Patientin/einen speziellen Patienten kümmerst!“ Dass eine solche Vorgehensweise verletzend ist, liegt auf der Hand.
Ärzte, Arzthelferinnen sowie Krankenpflegerinnen und -pfleger betrachten es als Berufsethos, sich um jeden Patienten gleichermaßen gut und nach besten Kräften zu kümmern. Wenn Sie dem Pflegepersonal oder Praxis-Team danken möchten, sollten Sie das eher mit einem kleinen Geschenk, etwa mit einem selbst gebackenen Kuchen, tun.
Gegebenenfalls können Sie beim Verlassen der Klinik/der Praxis einen Obolus „für die Gemeinschafts- oder Kaffeekasse“ überreichen – meiden Sie jedoch das Wort „Trinkgeld“.

T – 
Topfblumen -> Blumen
U – Unangemeldete Besuche -> Besuchszeiten

V – Verabschiedung
Sie müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn die Zeit zum Gehen gekommen ist. Bevor Sie sich verabschieden, sollten Sie allerdings noch einmal kurz nachfragen: „Kann ich noch irgendetwas für dich tun, ehe ich gehe?“
Machen Sie jedoch keine Versprechen, die Sie nicht halten werden – nach dem Motto „Ich komme bestimmt noch einmal vorbei“, obwohl Sie wissen, dass Sie es bei diesem einen Besuch belassen werden. Bieten Sie stattdessen an, noch einmal anzurufen – und halten Sie Ihr Versprechen ein.
Oft tritt bei einem Krankenhausbesuch folgende Situation ein: Jemand hat gerade das Ende seines Besuchs angekündigt, da öffnet sich die Tür, und neuer Besuch tritt ein. Unweigerlich stellt sich dann die Frage: „Kann ich jetzt tatsächlich gehen, oder ist das den Kommenden gegenüber unhöflich?“
Es reicht in diesem Fall aus, einige wenige Sätze mit den Neuankömmlingen zu wechseln. In der Regel geschieht das aus Mangel an Sitzgelegenheiten sowieso im Stehen, was die anschließende Verabschiedung körpersprachlich einleitet. Auch eine verbale Unterstützung, etwa: „Wie schön für … (Patientin/Patient), das geht ja nahtlos ineinander über. Ich wollte nämlich sowieso gerade gehen“, ist nicht ungeschickt.

W – 
Wochenbettbesuch: Wenn das Baby da ist
Der Besuch nach der Geburt eines Kindes zählt nicht zu den Krankenbesuchen, dennoch gelten dieselben Regeln. Bei den Besuchszeiten ist es Usus, nicht nur den speziellen Tagesablauf in der Klinik, sondern auch die Stillzeiten zu beachten. Diese lassen sich vielfach aber gar nicht festlegen. Die meisten Mütter stillen nicht nach einem Terminplan, sondern nach Bedarf, wenn das Baby hungrig ist. Sprechen Sie daher ab, wann Ihr Besuch gelegen kommt.
Bitte bedenken Sie zum Thema „Geschenke“: Selbstverständlich dörfen Sie ein Präsent mitbringen. Falls Sie Ihre überschäumende Freude über den neuen Erdenbürger allerdings durch ein Riesen-Plüschtier, ein Schaukelpferd oder ähnliche große Präsente zum Ausdruck bringen möchten, lassen Sie diese Gaben am besten nach Hause schicken. Für solche Präsente ist im Klinikzimmer kein Platz. Außerdem ist es für die frisch gebackenen Eltern eine zusätzliche Bürde, den Transport dieser Dinge zu organisieren.

Z – 
Zeitpunkt -> Besuchszeiten
Z – Zeitschriften -> Geschenke
Z – Zuhören -> Gesprächsthemen

Das könnte Ihnen auch gefallen