Stehen Sie zu Ihren Schwächen

Auch wenn man gern perfekt sein möchte: Fehler passieren jedem. Den Unterschied macht, wie Sie mit Fehlern umgehen – vertuschen, tabuisieren, bestrafen oder untersuchen und daraus lernen. Lesen Sie in diesem Beitrag, was eine konstruktive Fehlerkultur auszeichnet und welche Vorteile sie bietet. Verbessern Sie Ihre privaten und beruflichen Beziehungen, indem Sie einen konstruktiven Umgang mit eigenen und fremden Fehlern erlernen. Ob etwas ein Fehler ist oder nicht, hängt stark von Ihrer eigenen Bewertung ab: Für den einen ist es ein Fauxpas, mit dem Besteck herumfuchtelnd zu diskutieren, für den anderen ist das eine Lappalie. Der eine sieht in einer verpatzten Chance die Tragödie seines Lebens, der andere kommt zu dem Entschluss: Alles ist gut so, wie es gekommen ist.

Überlegen Sie einmal: Wie verhalten Sie sich, wenn Ihnen oder anderen ein klassischer Fehler passiert, etwa eine Verwechslung, ein Versprecher, eine falsche Auskunft, versehentliches Löschen einer Datei?

Die 7 Säulen einer starken Fehlerkultur

Prüfen Sie bitte, inwieweit die im Folgenden dargestellten typischen Beispiele auch für Sie relevant sind. Je stärker Ihre Fehlerkultur ist, desto besser sind in der Regel auch Ihre Beziehungen zu anderen und zu sich selbst. Desto größer sind außerdem die Chancen, dass Sie persönlich wirtschaftlich erfolgreich sind. Eine falsche Fehlerkultur kostet die Wirtschaft Unsummen.

1. Säule: Das Gut-statt-perfekt-Prinzip

Versuchen Sie immer alles perfekt zu machen und Fehler um jeden Preis zu vermeiden? Dieser Anspruch an sich selbst und andere ist riskant: Ein falsch verstandener Perfektionismus kostet Sie überdurchschnittlich viel Zeit und Energie und führt zu ineffizientem Arbeiten. Schnell überfordern Sie zum Beispiel Ihre Kinder, Ihre Mitarbeiter oder sich selbst, wenn Sie jederzeit Perfektion erwarten.

Nutzen Sie die Erkenntnisse des so genannten Pareto-Prinzips. Es besagt, dass Sie 80 % Ihrer Ergebnisse in 20 % Ihrer Zeit erreichen. 80 % der Zeit benötigen Sie, um die verbleibenden 20 % des Ergebnisses zu erzielen. Dieses 80/20-Verhältnis lässt sich auf viele Bereiche übertragen: Die meisten Menschen tragen in 80 % der Fälle nur 20 % ihrer Kleidung. Sie verbringen 80 % ihrer Freizeit mit 20 % ihrer Freunde/Bekannten, sie erwirtschaften 80 % ihres Umsatzes mit 20 % ihrer Kunden.

So entkommen Sie der Perfektionismusfalle

Es ist also sinnvoll, dass Ihr Perfektionsanspruch variiert. Nach Pareto sollten Sie Perfektion in den bedeutenden 20 % der Fälle anstreben. In den verbleibenden 80 % sind gute und solide Leistungen vollkommen ausreichend.

Differenzieren Sie zwischen bedeutenden und unbedeutenden Fehlern

Geben Sie sich also in 80 Prozent der Fälle mit guten und befriedigenden Leistungen zufrieden. Die eingesparte Zeit und Energie haben Sie dann zur Verfügung, um sie in die wirklich bedeutenden und wichtigen Aufgaben und Aktivitäten zu stecken:

  • in überdurchschnittliche Leistungen bei wichtigen Präsentationen, Reden oder Bewerbungsgesprächen;
  • in bedeutsame Aufgaben und Entscheidungen, die schwer wiegende Konsequenzen haben könnten;
  • in Aufgaben und Beziehungen, die Ihnen wichtig sind: Ihre Familie, gute Freunde, Hobbys.

Seien Sie nur dann Perfektionist, wenn es wirklich darauf ankommt. In Griechenland zum Beispiel ist es üblich, dass die Gastgeberin zu Beginn des Essens absichtlich irgendeinen Fehler begeht, zum Beispiel ein Glas umwirft. So können sich die Gäste entspannen und müssen sich nicht schämen, wenn ihnen auch ein Fehler passiert.

Versuchen Sie stattdessen, immer und überall fehlerlos zu sein, kann das Ihre Beziehungen im Berufs- und Privatleben sehr belasten. Insbesondere Kinder leiden darunter, wenn die Eltern all ihre Anforderungen, Träume und Erwartungen auf sie projizieren, jeden Fehler wie einen Schandfleck behandeln.

2. Säule: Keine Angst vor Fehlern

Beispiel: Stellen Sie sich vor, auf einer Gala schlügen Sie eine Einladung zum Tanzen aus, weil Sie seit Jahren nicht mehr getanzt und daher Angst haben, sich auf dem glatten Parkett zu blamieren.

Oder: Sie entschieden sich, mit Ihren spanischen Geschäftspartnern englisch zu sprechen, obwohl Sie spanisch sprechen könnten. Der Grund: Sie fühlen sich in der Grammatik nicht so sicher und haben Angst, sich zu blamieren.

Beide Situationen zeigen, wozu die Angst, Fehler zu machen, führt: zu übertriebenem Sicherheitsdenken und verpassten Chancen. Zahlreiche Studien belegen, dass die Angst vor Fehlern die Kreativität lähmt und Innovationen verhindert. Denn jede Innovation ist ein Risiko – schließlich bedeutet sie Veränderung –, und dieses Risiko ist natürlich auf kurze Sicht gefährlicher als der Status quo. Wer jeden Fehler meiden und sich gegen jeden Fehltritt absichern will, riskiert Stillstand und Abstieg.

Haben Sie Mut zum kalkulierten Risiko

Im Beruf gilt: Je verantwortlicher die Position ist, die Sie wahrnehmen, desto wichtiger ist es, überschaubare Risiken in Kauf zu nehmen. Ein eingegangenes Risiko, das sich als Fehlentscheidung entpuppt, kann Sie teuer zu stehen kommen. Doch wenn Sie gar nichts entscheiden und jedes Risiko meiden, kommt Sie dieses Verhalten auf jeden Fall teuer zu stehen.

Ziehen Sie keine falschen Konsequenzen

Auch im Privaten ist wichtig, dass Sie Mut zu neuen Fehlern haben und kalkulierte Risiken eingehen. Jeder Mensch wurde schon einmal von einem anderen Menschen verletzt oder enttäuscht. Die Erkenntnis, ausgenutzt worden zu sein, ist bitter. Und dennoch: Stellen Sie sich vor, Sie hätten deswegen nie wieder einen Menschen in Ihr Herz gelassen. Wie einsam wäre Ihr Leben dann? Diejenigen, die aus Fehlern solche Konsequenzen ziehen, verarmen an Lebensfreude und an sozialen Beziehungen.

Verlassen Sie das Schneckenhaus

Für eine kurze Zeit mag es sinnvoll sein, sich im eigenen Schneckenhaus zu verkriechen. Finden Sie jedoch irgendwann wieder den Mut, anderen Menschen einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Das heißt nicht, dass Sie von nun an für jeden wildfremden Tramper an der Straße anhalten und ihn mitnehmen müssen. Doch gegenüber Personen, die Ihnen sympathisch und vertrauenswürdig erscheinen, sollten Sie sich öffnen und ein Stück von sich preisgeben. Gestehen Sie sich und anderen immer wieder neue Fehler zu – und verzeihen Sie diese.

Wer nicht vergessen, verzeihen und von vorn beginnen kann, wird zum Opfer seines Grams. Je mehr Gram Sie auf Grund einer falschen Fehlerkultur in sich tragen, desto schwerer wird es Ihnen fallen, freundschaftliche Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und zu pflegen. Umgangsformen wirken nur dann gewinnend und herzlich, wenn Ihr Herz frei von Gram ist.

3. Säule: Schnelle Schadenbegrenzung

Beispiel: Stellen Sie sich vor, Ihr (Ehe)Partner habe bei riskanten Börsenspekulationen einen großen Teil der gemeinsamen Ersparnisse verloren. Eigentlich hatten Sie sich darauf geeinigt, das Geld als Notgroschen sicher anzulegen. In der Hoffnung, dass der Kurs wieder steigt, versucht Ihr Partner seinen Fehler auszusitzen und verliert noch mehr Geld. Erst als Ihr Auto kaputtgeht und Sie die Ersparnisse dringend benötigen, erfahren Sie, dass die Summe verloren gegangen ist.

In so einem Fall wären Sie sicherlich unzufrieden, dass Ihr Partner das Geld zu risikoreich angelegt hatte. Richtig ärgerlich würden Sie aber wahrscheinlich erst dadurch, dass er nicht frühzeitig reagiert hat, als der Schaden noch zu begrenzen gewesen wäre.

Eine Grundregel einer starken Fehlerkultur lautet: Je später ein Fehler korrigiert wird, desto größer wird der Schaden. Wer einen Fehler auszusitzen versucht, verursacht meist erst dadurch die richtig große Katastrophe.

In vielen Bereichen gilt es leider immer noch als Stärke, standhaft und konsequent seinen Weg zu gehen, auch wenn sich Schwierigkeiten und Hindernisse ergeben. Entscheidungen zu korrigieren und Fehler zuzugeben gilt oft als schwach.

Hochachtung vor Fehlereingeständnissen

Es gibt nur eine vernünftige Lösung: Leben Sie damit, dass Fehler passieren und Entscheidungen falsch sein können. Zeigen Sie Verständnis, und demonstrieren Sie denjenigen Ihre Hochachtung, die einen Fehler offen eingestehen, anstatt auf eine ungewisse Besserung zu hoffen, und durch schnelles und mutiges Handeln Schlimmeres verhindern. Loben Sie Ihre Mitmenschen dafür, und achten Sie darauf, dass bei der Bewertung des Fehlers das schadenmindernde Verhalten positiv berücksichtigt wird.

Ziehen Sie rechtzeitig die Reißleine

Merken Sie selbst, dass eine Ihrer Entscheidungen sich als Reinfall entpuppt, sollten Sie rechtzeitig die Reißleine ziehen und die Sache beenden. Gehen Sie einen Weg, der sich als falsch herausstellt, nicht weiter. Geschäftsleute verlieren viel Geld, nur weil sie nicht erkennen möchten, dass ein Projekt zum Scheitern verurteilt ist. Und auch privat fällt es oft schwer, eine Fehlentscheidung einzugestehen – etwa wenn man nicht aus Liebe geheiratet hat, den Beruf gewählt hat, den die Eltern für das Beste hielten, oder wenn man sich auf dem Aktienmarkt verspekuliert hat.

Das Mindeste: Das Fehlereingeständnis und eine Entschuldigung

Gestehen Sie sich Ihre Fehler selbst ein, und betreiben Sie Schadenbegrenzung. Den entstandenen Schaden zu begrenzen bedeutet nicht nur, schlechte Projekte vorzeitig zu beenden. Es bedeutet auch, sich bei den Menschen zu entschuldigen, die unter Ihrem Fehler leiden mussten, und den Schaden anderer wieder gutzumachen, sofern dies möglich ist.

In so einem Fall sind Sie auf das Wohlwollen Ihres Gegenübers angewiesen: Sie können nur hoffen, dass man Ihnen verzeiht. Wer selbst großzügig ist, schnell verzeiht und Entschuldigungen annimmt, kann in der Regel auch mit diesem Wohlwollen seiner Mitmenschen rechnen.

4. Säule: Entwaffnen Sie mit Ehrlichkeit

Beispiel: Angenommen, ein Freund von Ihnen hätte Ihnen versprochen, Ihnen beim Umzug zu helfen. Kurz vor der vereinbarten Zeit ruft er Sie an und sagt, dass ihn sein Chef kurzfristig auf Dienstreise geschickt habe, er Ihnen also leider nicht helfen könne. Durch Zufall erfahren Sie später, dass er zu Hause war und die „Dienstreise“ nur einen Vorwand für die Absage darstellte.

Dies ist der Zeitpunkt, zu dem für die meisten von uns aus einem Freund ein Exfreund wird, mit dem man nichts mehr zu tun haben will. Hätte der Freund gesagt: „Du, ich habe völlig vergessen, dass das in der ganzen Woche der einzige Tag ist, an dem ich zu Hause bin, und meine Frau hat mich gebeten, etwas mit den Kindern zu unternehmen. Es tut mir sehr Leid, aber ich kann meine Zusage nicht einhalten“ – wir hätten gegrummelt, es aber sicherlich verziehen.

Gehen Sie offensiv mit eigenen Fehlern um

In so einem Fall bleibt Ihnen nur die Flucht nach vorn: Entwaffnen Sie mit einem ehrlichen Fehlereingeständnis, statt die Sache zu vertuschen und so noch schlimmer zu machen. Werden Fehler rechtzeitig erkannt und zugegeben, kann der Schaden begrenzt werden. Für das oben beschriebene Beispiel bedeutet das: Der Freund kann sich rechtzeitig um anderweitige Hilfe bemühen und wird nicht mit einer Lügengeschichte abgespeist.

Ehrlichkeit wird geschätzt

Auch wenn Ihr Freund mit Ihrer Antwort nicht zufrieden sein wird, weiß er zumindest, dass Ihre Freundschaft tragfähig ist. Ein verbindliches „nein“ ist besser als ein unverbindliches „ja“.

5. Säule: Lösungen statt Schuldige suchen

Solche Reaktionen sind allzu menschlich – allerdings vollkommen unproduktiv, denn sie richten die Aufmerksamkeit auf die Vergangenheit, die ohnehin nicht mehr geändert werden kann. In jeder akuten Krise sollte nicht der Schaden, der bereits eingetreten ist, im Mittelpunkt des Interesses stehen (daran lässt sich nämlich nichts mehr ändern), sondern die Frage, wie dieser Schaden möglichst klein gehalten werden kann.

Beispiel: Stellen Sie sich vor, Ihre Partnerin hätte mit Ihrem nagelneuen Auto einen Unfall verursacht. Sie sind entsetzt und wollen haargenau wissen, wie es zu diesem Unfall kommen konnte. Sie machen ihr Vorhaltungen wegen ihrer unsicheren Fahrweise. Oder stellen Sie sich vor, ein Kunde würde sich bei Ihnen beschweren, dass seine Bestellung noch nicht ausgeführt wurde. Sie weisen die Schuld von sich, weil nicht Sie, sondern Ihr Kollege den Auftrag verbummelt hat. An-schließend fragen Sie ihn: „Warum bist du immer so unkonzentriert? Wie konnte das passieren? Warum ist dir das nicht eher aufgefallen?“

Fragen Sie sich: Wie können wir den Schaden begrenzen oder beheben?

„Wie können wir den Wagen möglichst kostengünstig und schnell reparieren?“ – „Wie können wir die Lieferungen schnellstmöglich ausführen?“ – „Wie können wir den Kunden wieder besänftigen?“

Sie sollten also eine lösungsorientierte Fehlerbearbeitung in den Mittelpunkt Ihres Interesses stellen. Der Blick nach vorn bietet Chancen und Wachstum, der Blick zurück und die Suche nach dem „Schuldigen“ lenken nur davon ab. Schließlich brauchen Sie die Kreativität und das Engagement aller Beteiligter – gerade auch des Schadenverursachers –, um eine gute Lösung zu finden, also sollten Sie ihn nicht in eine Verteidigungshaltung bringen.

Wie Sie es richtig formulieren

Aktivieren Sie die Lösungskompetenz des Verursachers mit folgenden Fragen:

  • Was können wir tun, um den Schaden zu beheben? ~ Wie können wir diese Auswirkungen verhindern?
  • Wie, denken Sie, können wir einen solchen Fehler zukünftig vermeiden?
  • Vermeiden Sie rückwärtsgewandte Formulierungen wie: ~ Wie konnte das passieren?
  • Warum haben Sie das gemacht?
  • Weshalb haben Sie nicht besser aufgepasst?
  • Wissen Sie, welche Katastrophe das für uns ist?

 

6. Säule: Sammeln Sie Erfahrungen – aber machen Sie jeden Fehler möglichst nur ein Mal

Beispiel: Obwohl Sie Ihrem Mitarbeiter mehrfach erklärt haben, wie wichtig Ordnung und Übersichtlichkeit sind, heftet er Unterlagen nach wie vor nur sporadisch und unsystematisch ab. Die Folge: Wenn er im Urlaub ist oder plötzlich krank wird, findet sich niemand in seinen Akten zurecht. Anfragen können immer wieder nur verzögert bearbeitet werden, Ihre Firma macht einen schlechten Eindruck und riskiert, gute Kunden zu verlieren.

Ein Fehler ist eine Chance, zu lernen – diese Chance muss man nutzen. Joachim Hensel, Leiter „Personalpolitische Grundsatzfragen“ bei BMW, bringt diese Forderung so auf den Punkt: „Ein Fehler darf passieren, möglichst aber kein zweites Mal und auf keinen Fall dreimal!“

Wer aus Inkompetenz oder mangelnder Kritikfähigkeit nicht in der Lage ist, schädliches Verhalten zu ändern, ist auf Dauer nicht länger tragbar.

Sanktionieren Sie – aber fair und konstruktiv

Wenn Chancen nicht genutzt werden und die gleichen Fehler immer wieder passieren, sollten Sie aktiv werden.

Wie Sie Fehlerkonsequenzen richtig weitergeben

Ob Sie einen Mitarbeiter abmahnen oder kündigen wollen oder Ihrem Sohn das Taschengeld kürzen – die Prinzipien, wie Sie fair und konstruktiv sanktionieren sollten, sind dieselben:

Belohnen Sie Offenheit und Einsicht und bemessen Sie die Sanktionen am persönlichen Verschulden. Je mehr jemand mit Sanktionen rechnen muss, desto größer ist die Versuchung, den Fehler zu vertuschen. Sie sollten daher unbedingt honorieren, wenn jemand trotzdem offen zu seinem Fehler steht und Ihnen damit ermöglicht, den Schaden zu minimieren.

Die Sanktion sollten Sie nicht an der Höhe des angerichteten Schadens, sondern an dem Maß des individuellen Verschuldens ausrichten – auch wenn Sie sich über teure Schäden natürlich besonders ärgern. Doch wenn jemand schon durch leicht fahrlässiges Verhalten einen hohen Schaden verursachen kann, sagt das nichts über das Maß seiner persönlichen Schuld aus.

Bevor Sie – aus einer emotionalen und subjektiven Betroffenheit heraus – zu hart sanktionieren, prüfen Sie bitte sachlich:

Checkliste für das persönliche Verschulden

  • War der Fehler überhaupt vermeidbar?
  • Wurde der Fehler vorsätzlich begangen?
  • Wurde der Fehler grob fahrlässig begangen?
  • Wie sehr wurde der Fehler durch systembedingte Aspekte mit verursacht?
  • Wurde derselbe Fehler zum wiederholten Mal begangen?
  • Hat der Mitarbeiter den Fehler offen eingestanden, oder versuchte er ihn zu verheimlichen?
  • Hat der Mitarbeiter seine Fehler eingesehen? Scheint er daraus (die richtigen!) Konsequenzen ziehen zu wollen?

Tappen Sie selbst immer wieder in dieselben Fallen?

Wenn Sie sich dabei erwischen, dass Sie selbst einen bestimmten Fehler immer wieder begehen, dann sollten Sie sich fragen, welches die Ursachen dafür sein könnten. Hinter immer wiederkehrenden Fehlern steckt oft tieferer Grund. So können bestimmte berufliche Fehler Signale Ihres Unterbewusstseins sein, dass Sie mit Ihrem Job oder Teilbereichen nicht mehr zufrieden sind. Ein schroffes und abweisendes Verhalten gegenüber anderen Menschen kann Selbstschutz sein, um nicht in einer engen persönlichen Beziehung enttäuscht werden zu können.

7. Säule: Seien Sie Vorbild

Ich habe einen Bekannten, der sich immer wieder gerne über seine 16-jährige Tochter beschwert. Sie sei dickköpfig und rechthaberisch und würde lügen und vertuschen, anstatt offen zu dem zu stehen, was sie getan hat. Was meinen Bekannten besonders wütend macht: Er erklärte ihr schon oft, dass man für seine Taten einstehen muss, dass Ehrlichkeit und Offenheit wichtige Grundwerte im Leben sind, aber sie würde es einfach nicht verstehen.

Der gleiche Bekannte verzeiht sich selbst keinen Fehler. Er versucht wo immer möglich die Verantwortung auf andere abzuschieben oder findet 1.000 gute Gründe, warum man den Fehler nicht vermeiden konnte. Gleichzeitig hadert er mit sich selbst und zeigt das seiner Umwelt durch schlechte Laune, oder er lässt seine schlechte Laune an seinen Mitmenschen aus.

Leben Sie eine konstruktive Fehlerkultur vor

Der Bekannte erfährt gerade am eigenen Leib, dass man eine konstruktive Fehlerkultur nicht mit guten Argumenten oder per Dienstanweisung einführen kann, sondern nur durch das eigene Vorbild.

Wenn Sie in Ihrem privaten und beruflichen Umfeld für eine konstruktive Fehlerkultur eintreten wollen, dann müssen Sie dafür werben und offen mit eigenen Fehlern sowie großzügig mit den Fehlern Ihrer Mitmenschen umgehen. Orientierung kann Ihnen dabei der ehemalige Chrysler-Chef Lee Iacocca (*1924) geben, einer der berühmtesten amerikanischen Manager, der das Credo konstruktiver Fehlerkultur so formulierte: „Fehler sind ein Bestandteil des Lebens; man kann sie nicht vermeiden. Man kann nur hoffen, dass sie einem nicht zu teuer kommen und dass man denselben Fehler nicht zweimal macht.“

Zeigen Sie sich versöhnlich statt nachtragend

Zu einer vorbildlichen Fehlerkultur gehört jedoch noch mehr, als zu den eigenen Fehlern zu stehen und diese zuzugeben. Stärke zeigen Sie, indem Sie nicht nach Rechtfertigungen lechzen und verjährte Fehler ruhen lassen. Zeigen Sie sich wohlwollend und großzügig. Fällt es Ihnen schwer zu verzeihen, hilft folgende Einstellung: Seien Sie gewillt, zu verzeihen.

„Schwamm drüber“

Viele Menschen geben sich stattdessen ihren Rachegelüsten hin und setzen sie sogar in die Tat um. Wenn jedoch jeder nur darauf erpicht ist, dem anderen seine Fehler heimzuzahlen, werden Kleinkriege und Vorwurfshaltungen zum Dauerzustand. Bewundernswert ist derjenige, der genug charakterliche Größe besitzt, um Fehler abzuhaken und „Schwamm drüber“ zu sagen. Vorteilhaft ist außerdem Empathie. Wer nachempfinden kann, warum jemand aus Angst gelogen oder aus Überforderung versagt hat, kann schneller und leichter verzeihen. Wie zu Beginn des Beitrags erläutert, ist ein Verhalten oft nur so lange falsch, bis man die Sichtweise des Betroffenen verstanden hat.

Richtig und falsch – wie in der Mathematik – gibt es im zwischenmenschlichen Bereich oft nicht. Schlüpfen Sie in die Rolle des neugierigen Ergründers: Versuchen Sie den anderen und seine Wertvorstellungen mit der nötigen Portion Toleranz und Weitsicht zu begreifen. Dass Sie ein Verhalten nachvollziehen können, heißt noch lange nicht, dass Sie es gutheißen. Die Sichtweise des Ergründers bewahrt Sie jedoch davor, in die Rolle des Richters zu schlüpfen und (über) andere vorschnell zu (ver)urteilen.

Auch wenn man gern perfekt sein möchte: Fehler passieren jedem. Den Unterschied macht, wie Sie mit Fehlern umgehen – vertuschen, tabuisieren, bestrafen oder untersuchen und daraus lernen. Lesen Sie in diesem Beitrag, was eine konstruktive Fehlerkultur auszeichnet und welche Vorteile sie bietet. Verbessern Sie Ihre privaten und beruflichen Beziehungen, indem Sie einen konstruktiven Umgang mit eigenen und fremden Fehlern erlernen. Ob etwas ein Fehler ist oder nicht, hängt stark von Ihrer eigenen Bewertung ab: Für den einen ist es ein Fauxpas, mit dem Besteck herumfuchtelnd zu diskutieren, für den anderen ist das eine Lappalie. Der eine sieht in einer verpatzten Chance die Tragödie seines Lebens, der andere kommt zu dem Entschluss: Alles ist gut so, wie es gekommen ist.

Überlegen Sie einmal: Wie verhalten Sie sich, wenn Ihnen oder anderen ein klassischer Fehler passiert, etwa eine Verwechslung, ein Versprecher, eine falsche Auskunft, versehentliches Löschen einer Datei?

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