Wenn Sie im Leben etwas wagen und nicht nur auf Nummer sicher gehen, akzeptieren Sie die Gefahr, auch scheitern zu können. Inwiefern ein Scheitern jedoch negative gesellschaftliche Auswirkungen für Sie hat, bestimmen Sie aktiv mit!
Lesen Sie in diesem Beitrag aus dem , wie Sie weniger unter Ihrer Niederlage leiden, sie schneller verkraften und sie angemessen kommunizieren.
Schiffbrüchig sein heißt nicht ertrinken
Ein verfehltes Projektziel, das Ende einer großen Liebe oder der peinliche Fauxpas machen nicht nur unsere Hoffnungen und Pläne zunichte. Sie rufen auch Verlierergefühle hervor: Panik, Scham und Neid machen es schwer, das Gesicht zu wahren und eine Krise zu meistern.
Schwer – aber nicht unmöglich. Es gibt nämlich eine Eigenschaft, die uns dabei unterstützt, Stärke in der Schwäche zu zeigen. Psychologen bezeichnen sie als Resilienz und meinen damit die Kraft, Misserfolge durchzustehen und sogar daran zu wachsen. Griffiger formuliert es der spanische Philosoph : „Schiffbrüchig sein heißt nicht ertrinken.“Wer scheitern kann, hat mehr vom Leben
Resilienz ist in den Genen angelegt und wird durch Erziehung gefördert. Darüber hinaus können Sie Ihre Nehmerqualitäten aufbauen wie einen Muskel: Tag für Tag, in jedem Alter.
Wie das geht? Jedes Mal, wenn Sie eine kleine oder größere Schwierigkeit meistern, statt sich davon niederdrücken zu lassen, bewältigen Sie nicht nur das akute Problem. Sie trainieren auch Ihre Krisenkompetenz: Sie lernen, wie man die Fassung bewahrt, Handlungsalternativen entwickelt und auch in schlechten Zeiten den Glauben an sich nicht verliert.
Niederlagen haben also durchaus einen Sinn: Sie fordern uns heraus, zu großer Form aufzulaufen. Richtig verarbeitet, machen sie uns klüger und kreativer. Mit Haltung gemeistert, tragen sie uns sogar Sympathie und Achtung ein.
Denken Sie zum Beispiel an die Fußball-Nationalelf. Bei den letzten beiden Weltmeisterschaften ist Deutschland jeweils im Halbfinale gescheitert. Trotzdem ist unser Ansehen im Ausland gestiegen – weil sich Land und Elf der Welt als lächelnder Verlierer präsentier(t)en.
Das -Extra-Wissen: Wann ist man eigentlich gescheitert?Scheitern ist eher ein gefühlter als ein objektiv messbarer Zustand. Ein Stapel von Absagen kann uns einen Schlag versetzen, ebenso wie eine enttäuschte Liebe, ein verpatztes Essen für Gäste, eine schwere Krankheit, ein geplatzter Lebenstraum oder ein unfreundlicher Satz eines Kollegen.
Sie merken: Scheitern reicht von der XS-Frustration bis zum XXL-Schicksalsschlag. Manchmal ist ein Fehlschlag selbst verursacht, mindestens genauso oft sind aber die Umstände oder andere Menschen mit daran schuld. Verständigen wir uns also auf die simple Definition:
Scheitern ist, wenn etwas nicht wie gewünscht oder erwartet klappt.
Sozialtechniken: 4 Regeln für ein souveränes Krisenmanagement
Echte Größe besitzt, wer auch dann Stil zeigt, wenn ihm die Felle davon schwimmen. Das ist zwar viel verlangt, sichert Ihnen aber zumindest einen Achtungserfolg. Sie wirken souveräner. Und Sie fühlen sich auch besser, wenn Sie wissen: Was immer auch geschieht, Sie schaffen es, besonnen zu bleiben. 1. Regel: Bewahren Sie Ruhe
Die Projektleiterin zerreißt das Konzept. Am Telefon erfährt man, dass eine andere Agentur den Auftrag bekommt, um den man sich mit großem Aufwand bemüht hat. Bei der Golfrunde mit flüchtigen Bekannten spielt man das schlechteste Spiel der Saison.
Keine dieser Niederlagen ist ein Weltuntergang. Trotzdem empfindet man sie als Schmach – erst recht, weil man sie im Beisein Dritter einstecken muss. Man fühlt sich wie vor den Kopf gestoßen und weiß doch: Die Höflichkeit gebietet, dass man freundlich und berechenbar reagiert.
Im Angesicht einer Niederlage ist deshalb Kaltblütigkeit gefragt. Sie verhindert, dass man die Projektleiterin gereizt anfährt, dem potenziellen Auftraggeber reinen Wein über die schwierige Auftragslage einschenkt oder beim Golfen auch noch den Mitspielern den Spaß verdirbt.
Mit den folgenden Verhaltensweisen bewahren Sie Haltung in schwieriger Situation, obwohl Sie lieber wüten, heulen oder das Handtuch werfen würden:
- Bringen Sie sich körperlich zur Ruhe: Schieben Sie eine Denkpause zwischen Impuls und Aktion, nehmen Sie einen Schluck Wasser, halten Sie Ihren Körper bewusst ruhig. Ein gleichmütiger Körperausdruck lässt Sie äußerlich souveräner wirken und innerlich gelassener werden.
- Versachlichen Sie Ihre Gefühle: Jammern, Vorwürfe oder Drohungen wären ebenso stillos wie unklug. Formulieren Sie Ihre Gefühle knapp und nüchtern: „Das kommt überraschend“ oder „Das ist wirklich enttäuschend für mich“.
- Spielen Sie auf Zeit: Im ersten Schock trifft man selten gute Entscheidungen. Wer klug ist, lässt sich deshalb zu nichts drängen. Sagen Sie „Das muss ich erst einmal verdauen. Wann darf ich Sie mit meinen Fragen anrufen?“ oder einfach „Ich werde darüber nachdenken“.
- Bleiben Sie am Ball: Nicht jede Niederlage bietet die Möglichkeit des eleganten Rückzugs. Das Seminar vor unzufriedenen Teilnehmern oder die katastrophale Golfrunde mit Geschäftspartnern kann man nicht einfach abbrechen, nur weil man ahnt: Heute ist nicht mein Tag.
Ich motiviere mich in solchen Fällen mit einem Satz der Tennisspielerin Martina Navratilova: „Um nach vorn zu kommen und dort zu bleiben, kommt es nicht darauf an, wie gut du bist, wenn du gut bist, sondern wie gut du bist, wenn du schlecht bist.“
- Wertschätzen Sie die Zeugen Ihrer Niederlage: Die meisten Menschen finden es unangenehm, eine schlechte Nachricht überbringen zu müssen oder Zeuge einer persönlichen Kränkung zu werden. Wäre es anders, hätten nicht fast drei Millionen Deutsche schon einmal eine Beziehung per SMS beendet. Wahre Größe zeigt, wer dieses Unbehagen anerkennt und sich ihm stellt.
Das -Beispiel: Contenance bewahrenFinanzministerium, November 2010. In einer seither heiß diskutierten Pressekonferenz stellte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble seinen Pressesprecher Michael Offer öffentlich bloß.
Der Grund war nichtig: Eine Pressemitteilung wurde in letzter Minute ergänzt und deshalb verspätet verteilt. „Reden Sie nicht, Herr Offer, sorgen Sie dafür, dass die Zahlen jetzt verteilt werden“, mit diesen Worten putzte er seinen ersten Kommunikator vor den Augen der versammelten Journalisten herunter. „Und so lange verlasse ich jetzt die Pressekonferenz.“Offer bewahrte Haltung, hielt sich loyal zurück und stand die Bloßstellung so gefasst wie eben möglich durch. Mit seiner Contenance hielt er sich nicht nur alle Handlungsmöglichkeiten offen, er erntete auch viel Sympathie.
Seinen Rücktritt erklärte Offer Tage später – nicht als spontane Retourkutsche, sondern nach reiflicher Überlegung: als Herr des Geschehens.
Ganz gleich, wie gefasst Sie nach außen reagieren, eine Niederlage will verschmerzt sein. Nehmen Sie sich deshalb Zeit, das innere Chaos allein oder mit der Hilfe vertrauter Menschen zu ordnen.
Dem falschen Satz eines Kollegen nimmt oft schon eine Runde Joggen, ein Computerspiel oder ein Schokoriegel die Spitze. Bei großen Verlusten wie einer Trennung geht die Verzweiflung dagegen so tief, dass sie nur schwer auszuhalten ist. Auch wenn Ihnen nicht danach zumute ist: Essen Sie gesund, bewegen Sie sich, geben Sie den leeren Tagen eine Struktur, und holen Sie sich alle emotionale Unterstützung, die Sie brauchen.2. Regel: Mobilisieren Sie Ihre Kräfte
Jede Niederlage ist ein Schlag, und niemand verkraftet Enttäuschungen und Rückschläge mal so nebenbei. Auch Starke hadern nach einer schlimmen Diagnose mit dem Schicksal, fallen nach dem Bankrott der Firma in ein tiefes Loch oder möchten bei der Alkoholkontrolle nach der Weinprobe am liebsten im Boden versinken.
Wenn sie nach einem Flop bewundernswert schnell wieder zurück ins Spiel finden, liegt das nicht daran, dass sie weniger verwundbar sind, sondern daran, dass sie nach einem Sturz schneller und entschlossener wieder aufstehen.
Das -Praxisbeispiel: Scheitern im großen StilDass Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling heute reicher ist als die Queen, ist bekannt. Dass sie nach dem Studium geschieden, arbeitslos und auf Sozialhilfe angewiesen war, auch. Wenige wissen dagegen, wie Rowling es schaffte, den Tiefpunkt zu überwinden. In einer Rede an der Universität Harvard gab sie genau darüber Auskunft:
„Ich war arbeitslos, alleinerziehende Mutter und so arm, wie man im modernen Großbritannien überhaupt nur sein kann. Nach jedem normalen Standard war ich die größte Versagerin, die ich kannte. Diese Phase meines Lebens war bitter, und ich hatte keine Ahnung, dass sie, wie die Presse es darstellt, so glücklich wie im Märchen enden würde.“ Das war die Ausgangslage. Wie Rowling sich aus dem Jammertal herausarbeitete, können wir uns von ihr abschauen: die Energie auf die Zukunft richten, das Gute im Schlechten sehen, in vielen kleinen Schritten neu anfangen – ohne die Garantie, am Ende erfolgreich zu sein:
„Ich hörte auf, mir vorzumachen, ich sei eine andere, als ich bin, und begann, alle meine Energie darauf zu richten, die einzige Arbeit zu beenden, die mir etwas bedeutete. Ich war befreit, weil meine größte Furcht bereits wahr geworden war und ich trotzdem noch am Leben war und trotzdem noch meine Tochter hatte und eine alte Schreibmaschine und eine große Idee. Und so wurde der Tiefpunkt das Fundament, auf dem ich mein Leben wieder aufbaute.“
Rowling bewies damit genau die Nehmerqualitäten, die jeden nach einem Misserfolg weiterbringen. Eine Fähigkeit zählt dabei ganz besonders: Sehen Sie sich nicht als Opfer des Schicksals, sehen Sie sich als Organisator Ihrer Lage.
Ich kann Ihnen natürlich nicht versprechen, dass Sie dadurch sofort wieder groß rauskommen. Niemand kann das. Der Perspektivwechsel bewirkt aber zuverlässig, dass Sie die Stufe der Ohnmacht verlassen und Ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können.
Das tut gut – und wirkt gut. Abtauchen, ablenken, sich trösten lassen – nach dem ersten Schock federn solche Strategien den Aufprall ab. Um sich aus dem Gefühlsloch her auszuarbeiten, müssen Sie sich allerdings den bohrenden Fragen stellen, die ein Scheitern unweigerlich auslöst:
- Was mache ich jetzt bloß?
- Wie geht es weiter?
- Was denkt man von mir?
- Wie kann ich das je wiedergutmachen?
- Wie soll ich nur mit meiner Wut/meiner Verzweiflung umgehen?!
So unangenehm sich solche Gedanken auch anfühlen: Weichen Sie ihnen nicht aus. Sie lenken nämlich Ihren Blick auf die Zukunft, spornen an und helfen Ihnen so, den Rückschlag zu bewältigen. Aber wie gesagt: Zweifel, Angst oder Schuldgefühle können ihre mobilisierende Kraft nur entfalten, wenn Sie sich ihnen stellen, statt sie zu verdrängen.
-Extra-Tipp: Diese Strategien schaden mehr, als sie nützen
Thomas schiebt schnellstmöglich beiseite, dass er im vollen Lift unüberlegt über die anstehende Umorganisation gelästert hat. Lena macht sich noch Stunden danach Vorwürfe, dass sie auf das Thema eingestiegen ist. „Ich würde mir nicht so viel dabei denken“, tröstet ihre Kollegin Hannah. „Das ist doch niemandem aufgefallen.“ Verdrängen, Grübeln und Bagatellisieren sind typische Verhaltensmuster, wenn etwas schiefgelaufen ist. Wirklich weiter bringen sie uns allerdings nicht.
Verdrängen: Wer den Kopf in den Sand steckt, lernt nichts, löst nichts und übernimmt keine Verantwortung.
Grübeln: Nachdenken fördert zwar die Selbsterkenntnis. Doch wer die Problemanalyse übertreibt, bleibt im Problem stecken, statt aktiv nach Lösungen zu suchen
Bagatellisieren: Optimismus ist eine wunderbare Eigenschaft. Allerdings führt Verharmlosen dazu, dass man Risiken übersieht und hinter dem eigenen Potenzial zurückbleibt.
Am schnellsten bauen Sie Ihre Nehmerqualitäten aus, wenn Sie zweitklassige Bewältigungs-Strategien durch Premium-Strategien ersetzen. Hier sind die wichtigsten drei: Werten Sie den Fehler aus, kultivieren Sie optimistische Denkmuster, und stellen Sie, sobald Sie es schaffen, die Weichen in Richtung Lösung.
Fehler auswerten
Thomas Edison unternahm knapp 9.000 Versuche, bis die Glühbirne marktreif war. Als nach dem 700. Versuch ein Assistent sagte: „Wir sind gescheitert“, erwiderte Edison: „Im Gegenteil. Wir kennen jetzt 700 Wege, wie man eine Glühbirne nicht baut. Wir sind nicht gescheitert, wir haben dazugelernt.“
Die Anekdote taucht Misserfolge und Widrigkeiten in ein neues Licht: Ein Scheitern ist nicht das Ende, es ist eine Informationsveranstaltung. Das Wissen, das wir daraus beziehen, sorgt dafür, dass wir uns beim nächsten Mal klüger verhalten.
Lena zum Beispiel hat seit der Szene im Lift gelernt, wie man ein unpassendes Gesprächsthema konsequent wechselt: „Entschuldige, dass ich dich unterbreche. Mir fällt gerade ein, dass wir gleich nachher das Programm für morgen noch einmal durchsprechen müssen.“
Diesen Bonus des Scheiterns gibt es allerdings nur, wenn man die Fehlerursachen ergründet. Fragen Sie sich:
- Was wissen Sie nach dem Scheitern, was Sie vorher nicht gewusst haben?
- Wie würden Sie rückblickend anders handeln?
- Welche Vorsichtsmaßnahmen hätten Sie treffen können?
- Wie können Sie verhindern, dass etwas Ähnliches noch einmal passiert?
Optimistische Denkmuster pflegen
Was uns zustößt, ist das eine – mit welchen Gefühlen wir darauf reagieren, das andere. Menschen mit Nehmerqualitäten zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein Licht am Horizont wahrnehmen, wo andere keinen Ausweg sehen. Die Fähigkeit dazu können Sie kultivieren.
Überlegen Sie selbst: Wer fühlt sich besser? Wer wirkt angenehmer? Und wer wird vermutlich zupackender an einer Lösung arbeiten?
Max, der den verfehlten Projektmeilenstein kommentiert: „Ich habe von Anfang an gesagt: Das ist nicht zu schaffen.“ Oder Moritz, der einräumt: „Wir liegen zwei Monate hinter dem Zeitplan. Aber was wir bis jetzt erreicht haben, überzeugt. Nun geht es als Nächstes darum, dass wir…“
Sie merken den Unterschied: Max macht das Projekt herunter. Keiner, der ihn hört, würde sich wundern, wenn er demnächst die Flinte ins Korn werfen würde. Im Gegensatz dazu lenkt Moritz den Blick auf die erreichten Teilziele und bezieht daraus die Kraft zum Weitermachen.
Das -Extra-Wissen: Einen produktiven Erklärungsstil pflegenDer amerikanische Psychologe Martin Seligman hat erforscht, welche Sprech- und Denkmuster nach einem Misserfolg die Motivation stärken.
Zuversicht gibt es, wenn man ein Versagen als vorübergehend ansieht, auf eine spezifische Situation begrenzt und neben der eigenen Schuld auch die ungünstigen äußeren Umstände bedenkt.
Auch flexible Ziele tragen dazu bei, dass man nach einem Scheitern bald einen Ausweg findet: Der abgewiesene Bauantrag zum Beispiel schmerzt weniger, wenn man sich anstelle des gewünschten Pultdachs auch mit einem Satteldach anfreunden kann.
Hoffnungslosigkeit macht sich breit, wenn jemand ein Versagen als immerwährendes, allumfassendes und ausschließlich selbst verschuldetes Problem sieht. Starre Ziele verhindern ebenfalls, dass man nach einer Niederlage alternative Pläne schmiedet. Wer sein Glück an ganz bestimmte Erwartungen knüpft, tut sich besonders schwer, ein Licht am Horizont zu sehen.
Einen Plan B entwickeln
Sätze wie „Ich weiß nicht, wie es weitergeht“, „Ich habe einfach kein Glück“ oder „Da kann man nichts machen“ sind nach einer Niederlage menschlich und verständlich. Machen Sie sich aber bewusst: Je öfter Sie sie denken und sagen, desto mutloser wirken Sie, desto mehr verstricken Sie sich in der Problemschleife. Viel Erfolg versprechender ist es, wenn Sie Ihre Gedanken auf die Zukunft richten und Ihre Ressourcen ausloten.
Über diese Fragen lohnt es sich nachzudenken:
- Was kann ich als ersten, vielleicht nur ganz kleinen Schritt tun?
- Was brauche ich, damit es mir wieder besser geht?
- Was kann ich selbst dazu tun, damit sich diese Erwartung erfüllt?
- Welche Facetten der Situation kann ich positiv beeinflussen?
- Was hat mir schon einmal nach einer Niederlage geholfen?
- Was könnte ein zweitbestes Ziel sein, wenn ich mein Idealziel nicht erreichen kann?
Auch an einem seelischen Tiefpunkt können Sie also einiges dafür tun, das Geschehene hinter sich zu lassen und neue Möglichkeiten auszuloten. Auch wenn der Fall hoffnungslos scheint: Etwas kann man immer beeinflussen. Lösungsorientiertes Denken bringt zwar das verlorene Glück nicht zurück. Es macht uns aber bewusst: Es gibt Perspektiven und Alternativen. Auch wenn sie anders aussehen als ursprünglich erhofft oder gewünscht.3. Regel: Mit Anstand verlieren
Ob man den Job verliert oder die Nerven: Nicht-Gelingen mindert Ansehen und Rang. Instinktiv senkt man den Kopf, verteidigt sich, flüchtet in Ausreden oder gibt sich aufreizend gleichgültig. Die ideale Form der Krisenkommunikation sind solche Flucht- und Angriffsreaktionen nicht.
Es mit Humor nehmen
Jammern, Neid und unbeherrschte Verzweiflung fügen der Niederlage nur die Schmach des Nicht-Verlieren-Könnens hinzu. Wenn man bei der Theaterpremiere im gleichen Kleid auftaucht wie eine andere Besucherin oder bei der Radtour mit Freunden schlappmacht, behält man deshalb seine Gefühle im Wesentlichen für sich. Am besten gesteht man die Niederlage mit einem entwaffnenden Kommentar ein und zieht die Lacher auf seine Seite. Wie das geht, zeigt Woody Allen alias Alvy Singer in dem Filmklassiker „Der Stadtneurotiker“: „Ich war einmal mit einer Tänzerin verlobt, aber sie lief mit einem Pianisten davon, und da habe ich mit ihr Schluss gemacht.“
Großmütig sticht kleinherzig
Was aber, wenn Ihnen im Angesicht einer Niederlage das Lachen im Hals stecken bleibt? Sportliche Verlierer tun in solchen Situationen das Unerwartete: Statt zu klagen, ziehen sie alle Register der Großmut.
Das -Beispiel: Über Enttäuschungen hinweggehen Mit einer noblen Geste bleiben Sie souverän, auch wenn eine Situation nicht nach Ihren Wünschen verlaufen ist.
Ein Beispiel: Sie bekommen mit, dass Ihre Kolleginnen ohne Sie zusammen im Kino waren? Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie seichten Liebeskomödien wenig abgewinnen können.
Viel stilvoller: Bemerken Sie, dass der Film hervorragend kritisiert wurde oder wie sehr Sie die Hauptdarstellerin mögen. Dass Sie gern mit dabei gewesen wären, lassen Sie, wenn überhaupt, nur nebenbei und keinesfalls im Vorwurfston einfließen.
Verantwortung übernehmen
Kurz nach seinem Amtsantritt unterlief Barack Obama bei einer Late-Night-Show ein Ausrutscher, der einem Präsidenten nicht passieren darf, schon gar nicht im politisch korrekten Amerika. Gefragt nach seiner Leistung im Bowling, sagte Obama, er spiele „wie bei der Behinderten-Olympiade“.
Obama machte den Lapsus schnell und souverän wieder gut: Noch bevor die Sendung ausgestrahlt wurde, rief er aus der Air Force One den Vorsitzenden der Special Olympics an, bat um Entschuldigung für die missglückte Wortwahl und lud einige Athleten der Paralympics zum Bowlen ins Weiße Haus ein.
Kommunikationsprofis wie Obama wissen: Ist einem ein Fehler unterlaufen, hilft am besten: eingestehen. Und zwar in aller Form, ohne Wenn und Aber.
Das können Sie sagen: | Das besser nicht: |
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Offene Selbstkritik zeugt von einem erwachsenen Umgang mit Fehlern und der Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Leugnen, Kleinreden und Ausflüchte bringen im Vergleich dazu nichts. Im Gegenteil: Sie wirken charakterschwach und steigern die Empörung.
Beachten Sie aber bitte: Nur eine rasche, freiwillige Entschuldigung besänftigt die Gemüter und beschleunigt das Comeback. Die ehemalige Landesbischöfin Margot Käßmann hat beispielhaft gezeigt, wie man einen Fehler mit Stil eingesteht: unaufgefordert und unumwunden. Eine knappe, klare Sprache und ein fester Blick sorgen dafür, dass man trotz des Bußgangs das Gesicht wahrt.
Tränen, eine zitternde Stimme und sackartige Kleidung, wie kürzlich bei Golf-Superstar Tiger Woods gesehen, sind dagegen fast immer zu viel der Selbstgeißelung. Die meisten Menschen fühlen sich peinlich berührt und sogar emotional erpresst, wenn jemand allzu demonstrativ zu Kreuze kriecht.
Viel imageförderlicher als Krokodilstränen sind Reue und konstruktive Lösungsvorschläge. Fragen Sie, wie Sie den Schaden ausbügeln können, oder erklären Sie, wie Sie einen ähnlichen Fehler künftig vermeiden werden. Bei schweren Versäumnissen zeugt es von Stil, wenn man die Verantwortung abgibt, der man im Moment offensichtlich nicht gewachsen ist.
-Praxis-Tipp: Farbe bekennen – ja oder nein? Hat man sich öffentlich blamiert oder danebenbenommen, ist klar: Je offener man die Fehlleistung kommuniziert, desto schneller erlangt man Verzeihung und kehrt zurück ins Spiel. Allerdings brauchen Sie nicht jedes gefühlte Scheitern zur Sprache zu bringen. Niemand muss zum Beispiel wissen, dass man nie heimisch geworden ist in der Stadt, in der man aus beruflichen Gründen wohnt. Und auch die herbe Kritik des Projektleiters kann man gut und gern für sich behalten.
Eine Ausnahme gibt es allerdings: Wenn sich die Rüge im Team herumsprechen könnte, behält man die Deutungshoheit am besten, indem man den Vorfall von sich aus erwähnt.
Gesichtswahrend kommunizieren
Eine Krise ist eine Krise. Zum Glück können wir aber steuern, wie wir sie „verkaufen“. Statt wieder und wieder die Versäumnisse und Enttäuschungen der Vergangenheit Revue passieren zu lassen, sprechen Sie besser über Ihre Hoffnungen und künftigen Pläne. Die zukunftszugewandten Worte stärken sowohl das Image als auch das Selbstbewusstsein.
Hier sind die hilfreichsten Kommunikationsmuster:
- Authentisch und trotzdem gefasst wirken Sie, wenn Sie Ihre Gefühle kurz und sachlich äußern: „Natürlich kränkt es mich, dass ich nicht wieder in den Vorstand gewählt worden bin.“ Vermeiden Sie Trotzreaktionen wie „Die werden schon sehen, was sie davon haben“.
- Sprechen Sie positiv oder zumindest neutral über Rivalen, die an Ihnen vorbeigezogen sind: „Sabine Müller wird frischen Wind in das Gremium bringen, da bin ich mir sicher.“
- Geben Sie Ihrer Hoffnung auf ein Comeback Ausdruck. Ein Satz wie „Das Nachrückverfahren ist eine Chance, ich versuche, sie zu nutzen“ klingt zuversichtlich, ohne großspurig zu sein.
- Gewinnen Sie der Niederlage eine positive Seite ab: „Ein Gutes hat die Sache, ich habe jetzt wieder mehr Zeit für die Familie.“
4. Regel: Bauen Sie sich wieder auf
Scheitern kann eine demütigende Erfahrung sein. Man steht schlechter da als bisher und verliert vorübergehend oder für länger den Platz in der Rangordnung, an den man sich gewöhnt hat. Die Erfahrung weckt Neid auf die, denen es plötzlich besser geht. Schneller als sonst ist man versucht, Erfolgreichere abzuwerten („Befriedigt dich das wirklich?“) oder deren Zuversicht zu trüben („Bist du sicher, dass du dich nicht überforderst?“). Am einfachsten hält man solche Anflüge von Neid in Schach, indem man das angeschlagene Selbstbewusstsein gezielt wieder aufbaut.
Das geht leichter, als man denkt: Warten Sie nicht auf Anerkennung von außen, schielen Sie nicht darauf, wie Sie im sozialen Vergleich abschneiden. Beides ist nach einer Krise wenig Erfolg versprechend.
Stattdessen holen Sie sich Bestärkung aus all den Lebensbereichen, die Ihnen Erfüllung geben. Der große Freundeskreis, die Freude an klassischer Musik, die glückliche Hand für Geldanlagen, die Entspannung beim Yoga: Alle diese Trümpfe bleiben, auch wenn die Beförderung auf sich warten lässt oder man im Rechtsstreit mit den Nachbarn den Kürzeren gezogen hat.
Fazit: Nach einer Niederlage wäre es unklug, eifersüchtig auf die zu schauen, die im Moment mehr Glück haben als man selbst. Viel besser: Speisen Sie Ihr Selbstbewusstsein aus den Quellen, die Ihnen auch nach einem Flop offenstehen. Holen Sie sich Bestätigung und Zuversicht aus guten Erinnerungen, möglichen Zukunftsplänen und Leidensgenossen, die gerade mit dem gleichen Problem kämpfen wie Sie. So gestärkt, fällt es Ihnen leichter, denen, die zurzeit mehr Erfolg haben als Sie, ihr Glück zu gönnen und gut gemeinte Hilfsangebote dankbar anzunehmen.Wie Sie ein Scheitern zu einem guten Ende bringen
Reden wir uns nichts schön: Scheitern ist keine angenehme Erfahrung, und längst nicht immer gelingt es, Niederlagen ungeschehen zu machen und die Uhr zurückzustellen. Sehr oft sieht ein gelungenes Comeback ganz anders aus, als wir es uns am Tiefpunkt des Scheiterns vorstellen konnten.
Drei Szenarien sind denkbar:
- Am einfachsten und schönsten ist es natürlich, wenn man das Problem löst oder wenn die Krise sich in Wohlgefallen auflöst. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn man es schafft, die Insolvenz am Ende doch noch abzuwenden.
- Man kann eine Niederlage aber auch erfolgreich hinter sich lassen, indem man sich von unrealistischen Wünschen löst, zum Beispiel von der Vorstellung, man könne auf Dauer mit einem Produkt erfolgreich sein, das seine besten Jahre längst hinter sich hat. So bitter die Einsicht sein mag: Sie spornt an und macht den Weg frei für neue Entwicklungen und Ideen.
- Eine dritte Variante besteht darin, dass man gelöster mit einem persönlichen Versagen umgeht. Das heißt zum Beispiel: Natürlich hätte man die Firma am liebsten weitergeführt und an die Kinder vererbt. Aber man akzeptiert und verzeiht sich, dass man dieses eine Ziel nicht erreicht hat – dafür aber viele andere.
Wie sehr wir uns auch anstrengen: Fehler und Niederlagen wird es immer geben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Misserfolge in Ihrem Leben, bei aller damit verbundenen Ohnmacht und Unsicherheit, mit Größe und letztlich mit Gewinn bestehen.„Wer immer siegt, braucht keinen Charakter. Erst in der Niederlage zeigt der Mensch sein wahres Ich“, sagt der Psychoanalytiker „“ begleitet Sie dabei, auch das Nichtgelingen mit Haltung zu bewältigen.
Autorin dieses Textes:
Frau Dr. Märtin