Der große Knigge fragt: Besteht auch heute noch eine Aufsteh-"Pflicht" gegenüber älteren Mitreisenden, oder sind Sie nach einem langen Arbeitstag davon entbunden? Eine gute Antwort weiß der Theologe Rainer Erlinger:
- Den Sitzplatz soll derjenige bekommen, der ihn gerade nötiger braucht.
- Das können mal Sie sein, öfter mal jemand anderer – denn auch Sie haben sich den Sitzplatz nicht schon dadurch verdient, dass Sie eine Haltestelle früher eingestiegen sind.
- Deshalb sollten Sie abwägen: als Mann für eine Frau aufzustehen, ist nicht moralisch geboten, aber charmant. Bei Fahrgästen mit Behinderungen erübrigt sich die Frage.
- In allen anderen Fällen schauen Sie dem Menschen doch einfach ins Gesicht: Sieht er so aus, als bräuchte er den Platz, dann bieten Sie ihn an – egal, wie Sie sich fühlen. Wenn nicht, sind Sie kein schlechter Mensch, weil Sie sitzen bleiben. Nur wären Sie ein noch besserer, wenn Sie trotzdem aufständen.