Doch weder aus dem Fernsehen noch aus Reiseprospekten erfahren Sie zuverlässig, welche Etikette-Regeln an Bord wirklich gelten.
Dieser kleine Ratgeber hilft Ihnen, die richtigen Reisevorbereitungen zu treffen, also auch Ihren Koffer richtig zu bestücken.
Die Zeiten haben sich geändert
Längst vorbei sind die Zeiten einer “Titanic”, die nicht nur durch ihr trauriges Ende zu Weltruhm gelangte, sondern als Verkörperung des reinen Luxus zum Treffpunkt der wirklich reichen und berühmten Weltenbummler ausersehen war.
Rauschende Ballnächte und eine gedrängte Folge festlicher Diners erforderten damals eine Garderobe, die heute niemand mit seinen 30 Kilo Gepäck zum Starthafen des Luxusliners transportieren könnte.
Die Zeiten haben sich in der Tat geändert, aber nicht unbedingt zum Schlechteren. Eine Kreuzfahrt zu buchen ist nach wie vor eine recht kostspielige Angelegenheit, aber keine unerschwingliche. Dementsprechend trifft sich in diesen schwimmenden Hotels vorrangig der bürgerliche Mittelstand. Die großen Reederei en und Reiseveranstalter, die Kreuzfahrten anbieten, haben sich dieser Klientel angepasst und tragen auch einem veränderten Freizeitverhalten Rechnung.
Ausstattung und Angebot entsprechen einem 4- bis 5-Sterne-Hotel
Sicher, Ausstattung und Angebot dieser Schiffe können sich getrost mit 4 – bis 5-Sterne-Hotels messen lassen. Auf einigen großen Schiffen, die rund 600 Passagiere beherbergen können, wird noch nach 1. und 2. Klasse unterschieden, was sich nicht nur in Lage und Ausstattung der Kabinen widerspiegelt, sondern auch durch unterschiedliche Restaurants, in denen die Mahlzeiten serviert werden.
Studieren Sie die Bordinformationen genau
In diesem Fall sollten Sie die Bordinformationen sehr genau studieren und auch nicht zögern zu fragen, welchem Restaurant Sie zugeordnet sind. So ersparen Sie sich eine höfliche, aber dennoch peinliche Herauskomplimentierung durch den Restaurantchef. Andere kleinere Kreuzfahrtschiffe, wie etwa die ,,MS Bremen”, haben sich von einer solchen Klassengesellschaft abgekehrt. Alle Räumlichkeiten stehen der Gesamtheit der Passagiere zur Verfügung, Preisunterschiede ergeben sich lediglich durch die Kabinenkategorien.
Die Tischordnung
Generell gibt es bei Tisch, das heißt in den eingedeckten Restaurants an Bord, zwei Möglichkeiten der Platzierung. Entweder erhalten Sie beim Einchecken an Bord eine feste Platzwahl, die nicht nur den Tisch, sondern auch Ihren Stuhl ausweist, oder aber es herrscht durchgehend freie Platzwahl, Sie können also von Mahlzeit zu Mahlzeit entscheiden, mit wem Sie zusammensitzen möchten. Die Höflichkeit gebietet dabei natürlich, andere Gäste nicht zu verdrängen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich die lockeren Tischrunden ganz zwanglos ergeben.
Ein diskretes Gespräch mit dem Restaurantchef hilft
Sollten Sie bei einer festen Platzierung das Pech haben, mit Menschen zusammenzusitzen, die nicht dazu angetan sind, wirkliche Urlaubsfreude aufkommen zu lassen, so genügt ein kurzes, diskretes Gespräch mit dem Restaurantchef. Er wird mit der ihm eigenen Menschenkenntnis dafür sorgen, dass sie künftig mit Gästen zusammensitzen, die in etwa Ihre Neigungen teilen.
Machen Sie sich bekannt?
Bei der festen Tischordnung ist es nach wie vor üblich, sich namentlich bekannt zu machen, trifft man sich schließlich regelmäßig bei jeder Mahlzeit wieder. Sonst halten Sie es an Bord mit der Vorstellung wie bei allen anderen Urlaubsreisen auch: Erst bei häufigeren Kontakten und dem Wunsch nach näherer Bekanntschaft nennen Sie Ihren Namen. Ein freundlicher Gruß auf den Gängen ist hier genauso höflich wie in jedem Ferienhotel auch.
Die Verpflegung
Gemein ist allen guten Kreuzfahrtschiffen, dass die Verpflegung exzellent, variantenreich und reichlich ist. Das Frühstück können Sie einerseits am üppig bestückten Büfett unter der Betreuung des hervorragend geschulten Servicepersonals im Restaurant einnehmen, aber auch in kleinerem und lockerem Rahmen, etwa auf einem Sonnendeck.
Nach einer als Imbiss gestalteten Zwischenmahlzeit gegen 10.30 Uhr haben Sie mittags die Möglichkeit, im Restaurant an festlich gedeckten Tischen ein 6- bis 7-Gang-Menü zu genießen. Wenn Sie das nicht möchten, werden Ihnen in einem weniger anspruchsvollen Rahmen kleine Snacks und Salat über das Minutensteak bis zum Hamburger per Selbstbedienung angeboten.
Kaffee und Kuchen am Nachmittag können Sie etwa in der eleganten Bar bei diskreter Live-Musik zu sich nehmen. Zum festlichen Abendmenü, das meist unter ein besonderes Motto gestellt wird, gibt es verständlicherweise keine Alternative außer dem kalorienbewussten Verzicht.
Die Kleidung
Trotz des meist gediegenen Rahmens erwartet zumindest mittags niemand von Ihnen ein Edel-Outfit. Natürlich verbietet es der gute Geschmack, im Badeanzug das Restaurant zu betreten, Freizeithemd und -hose, ein lockeres Kleid oder die City-Shorts sind aber am Tage allemal angemessen.
Bei Mahlzeiten auf dem Sonnendeck sind T-Shirts, Shorts oder Pareo über dem Bikini durchaus üblich. Letztere Variante ergibt sich bei Reisen in arktische Gefilde naturgemäß nicht.
Das abendliche Outfit
Selbst am Abend gibt es nur zwei Anlässe, die vom Herren den dunklen Anzug oder das Dinnerjacket, von der Dame das elegante Kostüm oder das kurze Cocktailkleid verlangen: das Captain’s Dinner zu Beginn der Reise und das Abschiedsdinner am letzten Abend vor der Ausschiffung.
Ansonsten gilt im Prinzip: Erlaubt ist, was gefällt. Im Klartext bedeutet dies, dass Ihnen niemand den Zutritt verwehrt, wenn Sie in Jeans und Freizeithemd Ihr 6- bis 7-Gang-Menü verzehren. Gleich wohl fühlen sich die meisten Gäste angesichts des anspruchsvollen Restaurantbetriebs wohler, wenn sie sich zum Abend etwas ausgesuchter kleiden.
Der Herr ergänzt seinen gepflegten Freizeitanzug durch eine Krawatte, die Dame variiert Röcke beziehungsweise Hosen und Blusen mit Seidentüchern und etwas Schmuck, der im Safe sicher deponiert werden kann. Besonders wertvolle Dienste leisten ein bis zwei unifarbene Blazer, die auch sportlicher Kleidung einen eleganten Touch geben.
Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie jeden Abend etwas anderes anziehen. Achten Sie einfach beim Kofferpacken darauf, gut kombinierbare Kleidung mitzunehmen.
So sind Mann und Frau auch für den abendlichen Bar- oder Diskothekenbesuch richtig gekleidet.
Die Aufforderung zum Tanz
In den Diskotheken oder auch anderen Veranstaltungssälen finden regelmäßig Tanzveranstaltungen meist bei Live-Musik statt. Hier gelten die gleichen Regeln wie in guten Hotels an Land: Bei der älteren Generation ist die Frage “Gestatten Sie, dass ich mit Ihrer Frau tanze”; noch üblich. Moderne Frauen entscheiden selbst, wann sie mit wem tanzen möchten, und finden diese Frage deshalb überflüssig.
Freizeitkleidung auch an Bord
Außerhalb des gastronomischen Bereichs ist durchweg Freizeitkleidung angesagt. Auf dem Weg zu Schwimmbad, Sauna- und Fitnessraum bedeckt man seine Blöße einfach mit den in jeder Kabine befindlichen Bademänteln. Ansonsten heißt es: locker, bequem und den Außentemperaturen angemessen. Flache und bequeme Schuhe erleichtern zudem die Fortbewegung bei etwas höherem Seegang.
Vorsicht mit dem Designerdress bei Landausflügen
Bequem und witterungsgerecht sollte auch Ihre Kleidung für die Landausflüge sein. In sonnigen und warmen Gefilden kombinieren Sie leichte Baumwollstoffe und tragen für Kopfsteinpflaster geeignete Schuhe. Denken Sie bei der Besichtigung von Kirchen daran, dass nackte Schultern und Beine in vielen Ländern als unangemessen angesehen werden.
Als Passagier einer Nordlandreise tun Sie gut daran, wind- und regenabweisende Kleidung mit robustem Schuhwerk zu verbinden.
Kurzum: Beim Landausflug ist kein Platz für den empfindlichen Designerdress.
Was muss noch in den Koffer? Da jedes Schiff über eine Krankenstation mit einem ausgebildeten Arzt verfügt, gehören in die Reiseapotheken nur die Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen. Die wichtigen Pillen, etwa gegen Seekrankheit, sollten Sie sich vom erfahrenen Profi vor Ort geben lassen.
Für Freizeitspaß und Unterhaltung ist auf jedem Schiff gesorgt. Sollten Sie aber ein spezielles Kartenspiel bevorzugen oder nicht irgendein unterhaltsames Buch aus der Bibliothek lesen wollen, so lohnt es sich, ein paar eigene Spiele oder dringend auf die Lektüre wartende Bücher mitzunehmen.
Wertsachen und Bargeld
Und hier, last, but not least, ein paar Hinweise über Wertsachen:
Sobald Ihre Wertsachen an Bord sind, sind sie außer Gefahr.
Schmuck, Schecks und Kreditkarten können kostenlos in einem persönlichen Safe an der Rezeption deponiert werden.
Bei langen An- und Abreisen über mehrere Flughäfen und Bahnhöfe sollten Sie überlegen, ob Sie jedoch aus Sicherheitsgründen auf den teuren Brillantschmuck verzichten. Schicker Modeschmuck ist schließlich auch dekorativ!
… und wo wir gerade beim Geld sind, noch ein allerletzter Tipp:
Beachten Sie bei der Gestaltung Ihres Bargeldvorrates, dass es an Bord von Kreuzfahrtschiffen üblich ist, an die Kabinenstewardess und das Ihren Tisch betreuende Servicepersonal recht hohe Trinkgelder zu zahlen. Im Schnitt rechnet man pro Passagier und Tag 6 bis 12 €!
Trinkgelder bitte immer in bar
Grundsätzlich wird das Trinkgeld für die Kabinenstewardess, die Kellnerbrigade und den Barmann am Ende der Reise gezahlt. Sie sind also in keiner Weise verpflichtet, etwa jeden Kabinenservice mit einem Tipp zu honorieren. Sinnvoll ist es jedoch, nach der Hälfte der Reise bereits kleinere Abschlagszahlungen zu verteilen. So haben Sie die Chance, noch während der Reise von der guten Laune des Servicepersonals zu profitieren!
Wenn auch alle anderen Ausgaben an Bord bargeldlos verbucht und am Ende abgerechnet werden Trinkgelder übergibt man nicht per Eurocheque!
Bleibt uns, Ihnen eine erholsame und interessante Seereise zu wünschen!
von Irmhild Plaetrich