Selbst geübte „Smalltalker“ und Profis in den Bereichen Reden und Korrespondenz sind ständig auf der Suche nach geeigneten Themen. Was liegt jetzt also näher, als auf die Jahreszeit und das kommende Osterfest einzugehen?
Das hat einen aktuellen Bezug, bietet sich für unverfängliche, leichte Gespräche, individuelle Reden und Briefe bestens an. Außerdem: Stilvoll zu sein bedeutet auch, über die eigene Kultur und Geschichte Bescheid zu wissen.
Jedoch: Nur gerade mal zu erzählen oder zu schreiben, wie viele Ostereier Sie letztes Jahr gegessen haben, oder die – vermutlich allseits bekannte – Geschichte zu erzählen: „Wissen Sie, wir haben die Eier für die Kinder letztes Jahr so gut versteckt, dass meine Frau vor Weihnachten noch welche wiedergefunden hat“ wird nicht so schnell jemanden vom Hocker reißen. Schließlich soll beispielsweise ein gekonnter Smalltalk nicht seicht, sondern niveauvoll sein.
Mit etwas Hintergrundwissen zu Frühlings- und Osterbräuchen verwandeln Sie einen Allerwelts-Smalltalk in Culture Talk. In diesem Beitrag aus finden Sie dazu viele jahreszeitlich aktuelle Tipps und Anregungen, die Sie – außer in Gesprächen – auch für Reden, Briefe, Glückwünsche und mehr verwenden können.
„Ach, wissen Sie eigentlich …?“
Diese Frage klingt harmlos. Trotzdem sollten Sie beim Culture-Talk vorsichtig damit umgehen. Die Gefahr ist groß, dass sich jemand blamiert fühlt, wenn er sie mit „Nein“ beantworten muss. Bessere Anfänge, um Ihr Hintergrundwissen zu Frühlings- oder Osterbräuchen ins Gespräch einzubringen:
„Da Sie gerade … erwähnen, fällt mir ein: … “ oder: „Als ich heute auf das Datum schaute, erinnerte ich mich an …“ Nach einem solchen oder ähnlichen Aufhänger braucht sich Ihr Gegenüber nicht als dumm zu outen, wenn ihm die Geschichte unbekannt ist.
Wer mag, kann dann zugeben: „Wie interessant. Das hatte ich noch gar nicht gehört.“ Ebenso gut kann das Gespräch aber auch weitergeführt werden mit einer Antwort wie: „Ja richtig. Diese Erklärung habe ich auch schon gelesen.“
Oder jemand geht gar nicht weiter auf seinen Wissensstand ein, sondern kann die Unterhaltung fortsetzen, indem er ein Wort des von Ihnen Gesagten aufgreift: „Wo Sie gerade Lauchsuppe erwähnen: Letzte Woche habe ich ein neues Restaurant entdeckt. Ganz exquisite Küche, kann ich Ihnen sagen.“
So tragen Sie auf alle Fälle zur wichtigsten Voraussetzung eines gut geführten Smalltalks bei: Sie bieten verschiedene Antwortmöglichkeiten an.
Vorsicht: Bitte keine Belehrungen und Monologe
Lassen Sie Ihr kulturelles Wissen aber bitte nicht auf „oberlehrerhafte“ Art in einen Smalltalk einfließen. Mit dozierender Selbstdarstellung, Besserwisserei oder einem Monolog werden Sie nicht die gewünschte Sympathie erwerben. Seien Sie einfühlsam für das Interesse anderer an kulturellen Themen.
Wenn Sie merken, dass Ihr Gegenüber nicht darauf eingeht, folgen Sie besser der gewünschten Wendung des Gesprächs. Das zeichnet Sie nicht nur als kultivierten, sondern auch als angenehmen „Smalltalker“ aus.
Tipps für Smalltalk-, Rede- und Korrespondenz-Themen im März
März – daher hat er seinen Namen
Der März wird auch Lenzmonat, Lenzig oder Frühlingsmond genannt. Mit seinem lateinischen Namen ist er dem Kriegsgott Mars geweiht. Im alten römischen Kalender war der März – lateinisch: Mensis Martius = „Marsmonat“ – als Monat des Frühlingsanfangs der erste des Jahres.
Früher gab es auch die Bezeichnung Josefsmonat. Der Grund: Am 19. März wird der Gedenktag Josefs, des Ziehvaters Jesu, gefeiert. „Lenz“ leitet sich von „lang“ ab, denn die Tage werden merklich länger.
Machen Sie sich keinen „falschen“ faulen Lenz
Die Redewendung „sich einen faulen Lenz machen,“ also sich das Leben oder die Arbeit bequem machen, hat hingegen mit dem „Frühlingslenz“ nichts zu tun. Sie geht eher auf „fauler Lorenz“ – Abkürzung: „fauler Lenz“ – zurück, das früher für Faulpelz oder Nichtstuer stand.
1. März
Früher war der 1. März ein beliebter Verlobungstermin. Er galt bei Liebenden als Orakeltag: Wer in der Mitternachtsstunde 3-mal um sein Bett geht, wird später im Traum angeblich die zukünftige Ehefrau beziehungsweise den Ehemann sehen. Probieren Sie es doch einfach mal aus. Vielleicht wirkt der alte Aberglaube ja heute noch.
Werfen Sie ruhig einen Blick über die Grenze: Ebenfalls gut geeignet als Culture-Talk-Beiträge sind Bräuche aus anderen Ländern. Wollen Sie eine Überleitung zu einem anderen Land, beispielsweise zu den USA oder Japan, herstellen, damit sich das Gespräch anschließend um eines dieser Länder dreht, bieten sich die folgenden Aufhänger an:
1. März, Sankt Davidstag in Wales
Dieser Tag ist bei den Walisern ihrem Landspatron Sankt David gewidmet. Sie tragen weiße Narzissen und grünen Lauch am Hut. Das typischste Gericht für diesen Tag ist eine Lauchsuppe. Auch andere weiß-grüne Speisen haben Tradition, beispielsweise Lauchpastete. Zu diesen Gerichten gehört als Tischschmuck ein Strauß Narzissen.
Ein Rezept für eine schöne Lauchsuppe finden Sie unter:
1. Märzwoche, USA, Girl-Scouts-Woche
In den USA ist diese Woche die Girl-Scouts-Woche. Diese Pfadfinderinnen-Bewegung wurde 1912 am 11. März in Savannah, Georgia, von Juliette Gordon Low gegründet. Ihr Traum war es, den United States „something for all the girls“ (etwas für alle Mädchen) zu geben.
Die Gründung fand mit 18 Mädchen statt. Heute, rund 90 Jahre später, gibt es etwa 3,7 Millionen Girl Scouts. Traditionell finden in der ersten Märzwoche Wanderungen, Lagerfeuer und Picknicks statt. Dafür bereiten die Eltern Brownies vor, die sich als leicht zu transportierender, süßer Nachtisch eignen.-Tipp: Bieten Sie in der ersten Märzwoche doch statt Plätzchen oder Gebäck bei entsprechenden Gelegenheiten einmal Brownies an. So hat Ihr Culture-Talk über die USA-Sitte eine zusätzliche Besonderheit.
3. März, Japan, Puppenfest
An diesem Tag wird in Japan das Puppenfest gefeiert. Es heißt auch Tag der jungen Damen. Die Eltern der Mädchen beten dann dafür, dass ihre Tochter eine glückliche und gesunde Kindheit haben und zu einer freundlichen und schönen Dame heranwachsen möge. Dazu werden Puppen, kleine häusliche Gegenstände wie Geschirr und Hausgeräte auf einer roten Bühne aufgebaut. Teilweise sind diese Puppen seit Generationen im Familienbesitz. Sie stellen die kaiserliche Familie, Würdenträger, Minister, Hofdamen und Musikanten dar.
15. März – römischer Kalender
Im römischen Kalender waren die mittleren Tage eines Monats die Iden. Im März, Mai, Juli und Oktober jeweils der 15. Tag des Monats; in allen anderen Monaten der 13. Tag. Nach Ansicht der damaligen Zeit lauerte bei allem, was einen Wechsel oder einen Abschnitt darstellte, Gefahr.
Deshalb galten die Iden als unheilvolle Tage, besonders die Iden des März als Erste des damaligen Jahres. Außerdem ist der 15. März der Tag der Ermordung Cäsars im Jahre 44 vor Christus.
An den Iden mussten sich früher die Menschen nicht nur gegen Hexen und Dämone, sondern auch gegen Vampire schützen. Deshalb wurde jahrhundertelang Knoblauchzehen am Band um den Hals getragen. Knoblauch galt als magischer Schutz vor solchen Unholden.
17. März – Ein Blick nach Irland
Der 17. März ist der Tag des heiligen Patricius. Als „Patrick“ ist er der Schutzpatron von Irland. Schulen und Geschäfte sind dort an diesem Tag geschlossen. Gefeiert wird gern mit festlichen Einladungen, bei denen die leckersten Gerichte des Landes serviert werden, beispielsweise Lachs.
Traditionell gibt es auch eine Suppe in „Grün-Weiß“ aus Lauch, Petersilie, Milch und Hafermehl. Diese Farben sind erstens die Landesfarben Irlands.
Zweitens gibt es eine Legende: Eine sterbenskranke Frau, die der heilige Patrick gepflegt hat, verlangte nach einer binsenähnlichen Suppe, ohne die sie sterben müsse. Da segnete der Heilige die Binsen. Sie wurden zu Lauch, von dem die Frau aß und gesund wurde.
Auch ein Kleeblatt gehört in Irland zu diesem Tag. Es wird im Knopfloch getragen. Der Grund: Der heilige Patrick hat den Iren mit den 3 Blättern eines Kleeblatts die Dreifaltigkeit erklärt.
21. März – Verblüffen Sie zum Frühlingsanfang
In vorchristlicher Zeit glaubte man, dass am 21. März die Welt erschaffen worden sei. Das war der Grund, weshalb Romulus, der den Römern den ersten Kalender entwarf, das Jahr mit dem März hat beginnen lassen. Deshalb wurden außerdem um diesen Termin herum lange Zeit Neujahrsfeste gefeiert.
Wollen Sie Ihren Freundes- oder Verwandtenkreis mit einer ungewöhnlichen Feier verblüffen? Dann laden Sie doch einfach statt zum Frühlinganfang zu einem „vorchristlichen Neujahrsempfang“ ein.
21. März – auch Fest des heiligen Benedikt
Benedikt – ein halbes Jahrtausend nach Christi geboren – hat mehrere Klöster gegründet. Monte Cassino, das dazu gehört, wurde zur Wiege des Benediktinerordens. Später wurde der Gedenktag des heiligen Benedikt vom 21. März, seinem Todestag, auf den 11. Juli verlegt.
Es ist das Datum, an dem im Jahr 673 seine Gebeine ins französische Fleury überführt worden sein sollen. Einer Legende nach soll Benedikt einem Mitbruder, dem die Sichel tief ins Wasser gefallen war, diese auf wundersame Weise wieder herausgeholt haben. Er überreichte sie ihm mit dem Satz: „Nimm das, arbeite und sei nicht traurig.“
25. März – Mariä Verkündigung
Dieser Tag wurde bereits im 5. Jahrhundert gefeiert. Mariä Verkündigung ist eines der ältesten Kirchenfeste, bei dem der Verkündigung von Christi Geburt gedacht wird. Es ist Marienfest und Christusfest in einem.
Nachdem Maria auf dem Konzil von Ephesus zur „Gottesgebärerin“ erklärt worden war, trat das Marienfest jedoch in den Vordergrund. Früher glaubte man, dass sich an diesem Tag die Erde den Samenkörnern öffne. Deshalb wurden Kohl und Lein gesät.
Fallen Karfreitag und Mariä Verkündigung zusammen, müssen einem Volksglauben nach die Eschen geschnitten werden, da ihr Holz dann besonders kräftig wird. Früher wurde an diesem Tag der Wiedergeburt des Lichtes sogar der eigentliche Frühlingsanfang gefeiert.
Heiteres und Besinnliches für Ihren Smalltalk und anderes rund um Ostern
Die Karwoche
Die Karwoche beginnt am Palmsonntag und endet mit dem „österlichen Triduum“, den 3 Leidenstagen Christi: , und .
Ihren Namen hat diese Woche von dem althochdeutschen Wort „chara“ oder „kara“. Es bedeutet „Trauer“, „Kummer“ oder „Wehklage“. Außerdem gibt es die Bezeichnungen Marter- oder Passionswoche, heilige, hohe, große oder stille Woche. Aberglaube zur Karwoche – erzählen Sie ihn ruhig, aber lassen Sie sich davon nicht beirren. Ein alter Volksglaube könnte ein willkommener Anlass sein, sich vor Arbeit zu drücken. Er besagt, dass in der Karwoche unter keinen Umständen die Betten frisch bezogen werden dürfen. Das soll Krankheiten heraufbeschwören.
Hingegen sei es gut, mit geweihter Kreide ein Kreuz unter das Bett zu malen, um unerwünschte Besuche des Teufels zu verhindern. Schlimmer noch als das Betten beziehen ist angeblich Wäsche waschen (schon wieder ein Grund, an mehr Freizeit vor Ostern zu kommen), das unweigerlich den Tod eines Hausbewohners zur Folge haben soll.
Ebenso gefährlich – jedoch nicht nur für Personen eines Haushalts, sondern für alle, die im Dorf wohnen – wäre es, Dünger oder Mist auf die Felder zu fahren.
Passionsspiel in Oberammergau
Im 18. Jahrhundert wurde für ganz Bayern ein Passionsspiel-Verbot ausgesprochen. Davon ausgenommen war lediglich Oberammergau. Bedingung: Es durfte nur alle 10 Jahre gespielt werden. Bei diesem Aufführungs-Rhythmus ist es bis heute geblieben.
Während früher nur eine einzige Aufführung stattfand, gibt es heute von Mai bis Oktober Vorstellungen. Anders wäre der Besucherstrom nicht mehr zu bewältigen. Mehr als eine halbe Million Zuschauende aus aller Welt wollen das Passionsspiel sehen.
Die hundert Aufführungen im Jahr 2000 waren bereits Jahre im Voraus ausverkauft. Bemühen Sie sich also frühzeitig um Karten für das Jahr 2020, falls Sie Interesse an diesem Erlebnis haben!
Warum das Passionsspiel entstand
Im Jahre 1633 ereilte Oberammergau eine Pestepidemie. Die Bevölkerung legte damals ein feierliches Gelübde ab: „Das fromme Spiel vom Leiden und Sterben Christi aufzuführen, so Gott Erbarmen habe und ihr Dorf von der unheimlichen Seuche befreien würde“. Die Oberammergauer Chronik berichtet, dass von diesem Tag an tatsächlich kein Mensch mehr an der Pest gestorben ist.
Palmsonntag
Auch zu diesem Tag gibt es Aberglauben. Sogar heute noch hat sich einer davon an einigen Orten gehalten: am Palmsonntag auf nüchternen Magen 3 unzerkaute Palmkätzchen zu essen. Dies soll das ganze Jahr hindurch Gesundheit bescheren.
Ebenfalls als Glück und Segen bringend galt es, am Palmsonntag die ersten Frühlingsblumen zu pflücken. Um Palmbuschen und -zweige drehen sich auch andere alte Volksglauben. Beispielsweise wurden Palmzweiglein bei Gewitter im Ofen verbrannt, um Blitzschlag abzuwenden. Wer mit dem Palm 3-mal ums Haus ging und so einen magischen Kreis zog, hielt damit Fuchs und Habicht fern.
Warum grüne Zweige?
Die Feierlichkeiten am Palmsonntag erinnern an den Einzug Jesu in Jerusalem, als die Menschen ihm zujubelten und grüne Zweige schwenkten. Ob das wirklich Palmenzweige waren, ist nicht sicher. Vielleicht übernahmen spätere Christen auch nur dieses Symbol. Es stand bereits in der griechischen Mythologie für Sieg und Triumph, Frieden und Leben.
Auf alle Fälle werden „Palmbuschen“ je nach Region mit unterschiedlichen Sorten Grün gestaltet, wie Buchsbaum, Stechpalme, Wachholder, Lärche, Hasel, Efeu oder eben „Palmkätzchen“. Die Palmbuschen reichen von kleinen Sträußen über Bäumchen bis zu meterlangen Palmstecken oder gar haushohen Gebilden.
Oft gibt es zusätzliche Dekorationen wie Bänder, Kreuze, Eier, Äpfel, Apfelsinen und Feigen oder die Buchstaben AM für Ave Maria. Auch heute noch ist es vielerorts üblich, Palmbuschen in die Kirche zu tragen.
Gründonnerstag
Woher die Bezeichnung für diesen Tag stammt, ist nicht eindeutig belegbar. Es gibt verschiedene Deutungen, die alle nicht nur nachvollziehbar, sondern auch interessant sind. Eine dieser Auslegungen bezieht sich auf eine Übersetzung des kirchlichen Begriffs „dies viridum“ = Tag der Sündlosen, Tag der Büßer. Die Büßer waren Weinende, die „Greinenden“. Das Wort wurde erst zu „Greindonnerstag“, dann zu „Gründonnerstag“ verändert.
Andere Erklärungen beziehen sich direkt auf die Farbe Grün. Eine Möglichkeit der Namensgebung ist der Bezug zu grünen Messgewändern, die an diesem Tag getragen wurden. Eine andere Version leitet die Bezeichnung von dem alten Brauch ab, an diesem Tag Grünes zu essen.
Solche grünen Speisen werden auch heute noch vielfach zubereitet. Beispiele: Grünkohl, so genannte Maulschellen – mit Gemüse gefüllte Nudelteigtaschen –, Kräutersuppe, Spinat oder Schnittlauchpfannkuchen.
Antlass-Eier und -Kränze
Im Süden Deutschlands heißt der Gründonnerstag auch Antlasstag. Dieser Name geht auf das mittelhochdeutsche „antlâz“ zurück, das Entlassung, Ablass, Lossprechung bedeutet – den Büßer von der Kirchenstrafe. Eier, die an diesem Tag gelegt wurden, sollen besonders heilkräftig sein.
Früher wurden sie sorgfältig eingesammelt, aufgehoben und als Ostereier verwendet. Es sind die so genannten Antlass-Eier, die angeblich das ganze Jahr über frisch bleiben sollen. Auch Kräuter, die an diesem Tag gesammelt werden, gelten als außerordentlich heilkräftig. Zusammen mit Frühlingsblumen wurden aus ihnen an manchen Orten Kränze gebunden, die Antlass-Kränze. Teilweise hob man sie den Sommer über auf, um sie zusammen mit einem Antlass-Ei in den Erntekranz zu stecken.
Karfreitag
Dieser Tag gilt im evangelischen Christentum als höchster Feiertag, was für katholische Christen nicht immer der Fall war. Früher arbeiteten sie an diesem Tag, was hin und wieder sogar zum Erlass von Gesetzen führte. So wurde Katholiken verboten, in der Nähe evangelischer Kirchen lärmende Arbeiten zu verrichten, um deren Fasten und trauernde Stille nicht zu stören.
Heute ist der Karfreitag in Deutschland als einer der „stillen Tage“ gesetzlich geschützt. Das bedeutet: Es dürfen keine Veranstaltungen mit Tanz(-musik), keine Kirmes und Ähnliches stattfinden.
Alte Karfreitags-Sitten
Viele alte Sitten verbanden sich mit der allgemeinen Trauer, die diesen Tag für Christen prägt. So hieß es früher, es dürfte nichts getrunken werden, weil Christus am Kreuz Durst erleiden musste. Es sollten auch keine Werkzeuge gebraucht werden, die an Marterwerkzeuge erinnerten, wie Zangen oder Hämmer. Das Graben und Pflügen war untersagt, um die Grabruhe Christi nicht zu stören. Außerdem wurde vielfach auf Reisen, Waschen, Nähen und Haare schneiden verzichtet.
Unterschiedliche Bedeutung
Wie eben beschrieben, hatte der Karfreitag für evangelische und katholische Christen nicht immer die gleiche Bedeutung. Deshalb gibt es auch eine andere Überlieferung zum Haareschneiden. Mancherorts wurde es als äußerst förderlich für den Haarwuchs betrachtet, wenn das Schneiden am Karfreitag stattfand.
Auch hielten Katholiken es für möglich, im Garten und auf dem Feld zu arbeiten. Beispielsweise wurden Obstbäume geschlagen oder geschüttelt, weil sie dann besonders reiche Ernte versprachen. Auch Blumen, die an diesem Tag gesät wurden, sollten besonders prächtig gedeihen. Haselsträuchern wohnte nach altem Volksglauben an diesem Tag spezielle Kraft inne. Deshalb schnitten Wünschelruten-Gänger ihre Ruten gern am Karfreitag.
Insider-Tipp: Ein Beitrag zur Pisa-Studie: Probieren Sie den alten Brauch einfach mal aus
Um Karfreitags-Eier rankt sich eine besondere Geschichte. Für Kinder wurde ein Ei, das am Karfreitag gelegt worden war, hart gekocht, dann fein gehackt und mit ebenso zerkleinerten gebackenen Buchstaben – großen und kleinen – vermengt. Diese Speise bekamen die Kinder, die im Frühjahr zur Schule kamen. Das sollte sie schlau machen und das Lernen erleichtern.
Übrigens: Der Verzehr eines Karfreitags-Eis wird auch empfohlen, wenn sich jemand einen Sohn wünscht. Außerdem sollen diese Eier Glück im Spiel bringen.
Sie sehen: Es scheint sich zu lohnen, gute Beziehungen zu einem Hühnerhof zu haben, wenn eine eigene Federvieh-Haltung nicht möglich ist. Denn Karfreitags-Eier können Sie im Supermarkt wohl kaum erstehen.
Karsamstag
Der Karsamstag ist auch unter dem Namen Taufsamstag bekannt. Früher fand die Erwachsenen-Taufe nur 2-mal im Jahr statt: Ostern und Pfingsten. In Russland heißt dieser Tag Färbersamstag. Das weist darauf hin, dass sich dort die ganze Familie mit dem Bemalen von Eiern beschäftigte.
In der Kirche wird der Karsamstag bis zum abendlichen Gloria, zu dem erstmalig seit Gründonnerstag wieder die Orgel und die Glocken erklingen still begangen. Die Lichter sind seit Karfreitag erloschen als Sinnbild des Alten Bundes, der bei Erscheinen Christi endet. Deshalb hat das Entzünden der Osterkerze – wie Licht und Feuer ganz allgemein – eine zentrale Bedeutung beim kirchlichen Osterfest.
Auch heute noch beginnen in katholischen Gegenden die Osternachtsfeiern häufig mit Osterfeuern, die vor der Kirche entfacht werden. An diesem gesegneten Feuer wird die Osterkerze angezündet, die in die Kirche getragen und geweiht wird. An ihr entzünden die Gläubigen dann ihre eigenen Kerzen.
Symbol für die Sonne – Osterfeuer
Der Brauch, Osterfeuer anzuzünden, ist – auch unabhängig vom Kirchplatz – weit verbreitet. Er hat sich in vielen Gegenden Deutschlands bis heute erhalten, teilweise nicht nur am Karsamstag, sondern auch am Ostersonntag.
Schon bei den Germanen war es üblich, auf Anhöhen oder entlang von Flüssen Osterfeuer zu entzünden. Bereits 751 erwähnte Bonifatius, der die Germanen missionierte, in einem Brief an Papst Zacharias solche Frühlingsfeuer. Nach der Tagundnachtgleiche waren sie Symbol dafür, dass die Sonne endlich wieder länger schien, die Natur durch ihre Wärme zu neuem Leben erweckt wurde.
Ebenso symbolhaft dafür sind Osterräder. Etwa 2 Meter hohe verzierte Holzräder werden mit Stroh umwunden und brennend einen Berg hinuntergestoßen. Diese Sitte, die früher weit verbreitet war, findet sich heute in Deutschland nur noch selten. Einer der wenigen Orte, in denen der Brauch am Ostersonntag noch gepflegt wird, ist Lügde in Westfalen.
Ostersonntag
Wie es zum Gründonnerstag (à Gründonnerstag) verschiedene Erklärungen für den Namen gibt, ist auch die Bezeichnung Ostern nicht eindeutig nachvollziehbar. Möglich ist die Ableitung von Ostara, dem Namen einer germanischen Licht- und Frühlingsgöttin. Deren Existenz wird allerdings angezweifelt. Eine andere Vermutung stützt sich auf den Bezug zum Wort ostrâ aus dem Althochdeutschen. Es ist die Bezeichnung für die Jahreszeit, in der die Sonne wieder genau im Osten aufgeht.
Wieder andere Forschungen bieten eine noch interessantere Variante: Die Bezeichnung Ostern soll auf einer falschen Übersetzung von „hebdomada in albis“ = Woche der weißen Kleider (Christen, die an Ostern getauft wurden, legten weiße Gewänder an) beruhen. Es wird angenommen, dass „in albis“ fälschlicher Weise für den Plural von „Morgenröte“ gehalten wurde und deshalb mit dem althochdeutschen Wort „eostarum“ übersetzt wurde.
Tipp: Falls es Ihnen zu aufwändig ist, sich diese Details für einen Culture-Talk zu merken, beziehen Sie sich einfach auf die Ungeklärtheiten des Namens:
„Also, ich finde es wirklich interessant, dass es Forschern zwar gelingt, zum Mond zu fliegen, Schafe zu klonen, Knochenfunde zu bestimmen, die Tausende oder Millionen von Jahren alt sind, aber es bislang noch niemand geschafft hat, eindeutig zu erklären, woher die Bezeichnung Ostern kommt.“
Ostereier
1615 taucht das Wort Osterei zum ersten Mal auf. Ein Straßburger Handwerksmeister schildert in einem Bericht, dass zu Ostern die Ostereier grün, gelb, rot, schwarz und blau gefärbt wurden.
Eine andere Darstellung stammt von einem oberbayerischen Pfarrer, der am Ende des 17. Jahrhunderts beschrieb, dass man Ostereier „vergolden, versilbern, mit schönen Flecken belegen und allerhand Figuren versehen, marmorieren, schön sprenkeln, in den verschiedensten Farben färben und hiernach einem gute Freund verehren“ könne.
Sie sehen: Neuzeitliche Kreativbücher zur Gestaltung von Ostereiern sind im Grunde genommen Nachahmungen uralter Ideen! Auch in anderen Ländern gibt es eine lange Tradition dazu. In China sollen schon vor 5.000 Jahren bunt verzierte Eier zum Frühlingsanfang verschenkt worden sein. Auch die alten Ägypter verehrten bereits wie unsere germanischen Vorfahren das Ei als Fruchtbarkeits-Symbol.
Insider-Wissen aus: Warum werden eigentlich Ostereier verschenkt?
Im christlichen Sinn ist das Ei ein Symbol für die Auferstehung: Die Schale steht für das Grab. Aus ihr geht ein lebendiges Wesen hervor. Als Fruchtbarkeits-Symbol wurde dem Ei früher – nicht nur zu Ostern – in vielen Ländern große Bedeutung zugemessen.
Warum es gerade zu Ostern eine so große Rolle spielt, wird unterschiedlich erklärt. So mag das strenge Verbot der Kirche, während der Fastenzeit Eier oder Eierspeisen zu verzehren, ein Grund sein.
Denn: Just in dieser Zeit legten die Hühner besonders gut. So kamen große Mengen Eier zusammen, die anschließend möglichst schnell verarbeitet werden mussten. Daraus kann der Brauch entstanden sein, sich zu Ostern Eier zu schenken.
Ein anderer möglicher Grund: Es gab ein altdeutsches Eiergesetz, nach dem der Grund- und Bodenzins in Form von Eiern erbracht werden musste. Der Stichtag für diese „Eier- Zahlung“ war Ostern. Somit könnte sowohl der Begriff Osterei als auch die Sitte, an diesem Tag Eier zu verschenken, auf diese „Pacht-Saison“-bedingte Eierfülle zurückgehen.
Hintergrundwissen: Ist der Osterhase konkurrenzlos?
Nein, nicht ganz. Je nach Region und Tradition brachten auch der Hahn, der Ostervogel, der Storch, der Kuckuck,der Fuchs oder die aus Rom heimgekehrten Glocken die Ostereier.
Inzwischen hat der Osterhase aber etwa seit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts seine „Mitstreiter“ ziemlich arbeitslos gemacht.
Der vermutete Grund dafür: Der Hase ist unter allen Tieren der heimischen Wiesen und Wälder nicht nur das possierlichste, sondern auch das fruchtbarste Tier. Er ist somit für das beste Frühlings-Symbol prädestiniert.
Ein umstrittener Job: Trotzdem bleibt der „Job des Eierlegens“ und somit der Osterhase sehr umstritten. Es wird vermutet, dass der Eier legende Osterhase von Städtern erfunden wurde. Schließlich war es für die Landbevölkerung sicher nicht vorstellbar, dass ein Hase Eier legte.
Tipp: Wenn Sie eine humorige Erklärung zum biologischen Phänomen des Eier legenden Säugetiers mit Namen Osterhase verbreiten möchten, halten Sie sich an :
Auf ein Ei
Die Sophisten und die Pfaffen
stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen,
wohl die Henne, wohl das Ei?
Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward ein Ei erdacht,
doch weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat’s der Has’ gebracht.