Das hat fast jeder schon einmal erlebt: Sie möchten jemandem etwas Nettes sagen, und die angesprochene Person reagiert angesäuert statt erfreut. Oft werden Komplimente als übertriebene Schmeichelei aufgefasst, manchmal auch als plumpe Anmache. Lesen Sie in diesem Beitrag aus dem großen Knigge, was ein gelungenes Kompliment ausmacht und wie Sie stilvoll auf Komplimente – ob gelungen oder nicht – reagieren.
Zwischen Wahrheit und Übertreibung
“Ein charmantes Kompliment ist ein geglückter Seiltanz zwischen Wahrheit undÜbertreibung”,
sagte der österreichische Roman- und Bühnenautor Hermann Bahr (1863-1934).
Dabei handelt es sich um einen Seiltanz mit langer Tradition: Der Begriff „Kompliment“ stammt ursprünglich aus dem Spanischen.
Das altspanische Wort „complimiento“ (heute: cumplimiento) bedeutete Fülle, Überfluss, aber auch Übertreibung. Es fand über das Französische Eingang in die deutsche Sprache, wo das Wort „Kompliment“ schon seit Anfang des 17. Jahrhunderts in der Bedeutung „Artigkeit“ oder „Höflichkeitsbezeugung“ verwendet wird.
Allerdings geht der Gebrauch von Komplimenten heute weit über eine bloße Höflichkeitsbezeugung hinaus. Richtig geäußert wirken Komplimente wie der Mörtel beim Hausbau: Sie festigen Freundschaften und Beziehungen. Auch eine Beziehung wird wie ein Gebäude Stein für Stein aufgebaut – und zwar von 2 Menschen gemeinsam.
Kompliment oder Lob – worin liegt der Unterschied?
In vielerlei Hinsicht ähnelt ein Kompliment einem Lob. Der Unterschied zwischen beiden liegt in der Wirkung und auch im Zweck, den die Person, die es ausspricht, damit verfolgt.
Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die keinen bewussten Zweck verfolgen, wenn sie loben oder ein Kompliment aussprechen. Die Wirkung ist dennoch die gleiche: Ihr Zuspruch erfreut den anderen, wirkt motivierend und verringert die emotionale Distanz. Es zeigt, dass Sie dem anderen wohlgesinnt sind. Daher hilft es, Freundschaften zu festigen und neue Beziehungen aufzubauen.
Ein Lob soll motivieren
Ein Lob soll eine bestimmte Verhaltensweise fördern, es soll die Person, der es gilt, in ihrem Handeln bestärken beziehungsweise ihr im Nachhinein klarmachen, dass sie alles richtig gemacht hat. Deshalb betrifft ein Lob in der Regel die Sachebene.
Die wichtigste Botschaft eines Lobes lautet: „Das hast du gut gemacht“ beziehungsweise „Das machen Sie richtig“. Ein Chef wird einen Mitarbeiter loben, um ihn künftig für neue Aufgaben zu motivieren. Der Inhalt eines Lobes ist daher meist eine erwünschte Verhaltensweise, das Ziel des Lobes besteht darin, die Person, der das Lob gilt, zu bestärken. Sie soll dieses Tun wiederholen oder im Nachhinein die Bestätigung bekommen, dass es richtig war, etwas getan zu haben, vielleicht sogar etwas, wogegen sie sich zunächst gesträubt hat.
-Beispiel: Angenommen, ein Auszubildender hat sich bisher davor gedrückt, den Telefonempfang zu übernehmen. Eines Tages wird er trotz seiner Bedenken vertretungsweise dafür eingesetzt. Er übernimmt diese Aufgabe, und alles geht gut.
Anschließend lobt ihn die Chefin: „Sie haben eine angenehme sonore Stimme und telefonieren ausgesprochen souverän und freundlich.“ Das gibt ihm das nötige Selbstvertrauen und motiviert ihn, auch in Zukunft den Telefondienst gerne wieder zu übernehmen.
Ein Kompliment soll Nähe schaffen
Etwas anders sieht es bei einem Kompliment aus. Zwar klingt auch ein „Ihre neue Brille sieht aber toll aus!“ zunächst sachlich, denn es geht ja um das Aussehen der Brille. Die Person, die dieses Kompliment ausspricht, verfolgt damit aber nicht den Zweck, ihr Gegenüber wieder zum selben Optiker zu schicken oder herauszubekommen, wo es diese formschöne Brille herhat.
Vielmehr will sie Nähe zu der Person schaffen, der gegenüber sie ihr Kompliment ausspricht. Manchmal geht es auch darum, eine angespannte Atmosphäre aufzulockern oder ein Gespräch zu beginnen. Es ist ein Zeichen des Interesses, der Aufmerksamkeit und einer positiven Gesinnung.
Bei einem Kompliment geht es also häufig nicht um eine Sache oder ein Verhalten, sondern um die Beziehung. Doch genau das ist manchmal problematisch: Nicht immer möchte die angesprochene Person Nähe zulassen. Und nicht immer ist ein Kompliment so gut formuliert, dass die verfolgte Absicht erreicht wird.
Trotzdem sollte die Angst, nicht den richtigen Ton zu treffen, Sie nicht davon abhalten, ein Kompliment zu machen.
Komplimente: Ein guter Mörtel beim Aufbau von Beziehungen
, Earl of Beaconsfield, sagte:
„Komplimente muss man mit der Maurerkelle auftragen.“
Seine Empfehlung passt ins Sprachbild: Ebenso wie eine große Kelle Mörtel die Steine beim Hausbau sicher festigt und miteinander verbindet, sind Komplimente die Substanz, die einer neuen Beziehung Stabilität geben und den Aufbau einer Freundschaft ermöglichen.
Es gilt: Sie sollten keine Angst vor Überdosierung haben. Ein bisschen zu viel ist besser als ein bisschen zu wenig.
Keine Anbiederung
Wer sich zu viel sorgt und sich jedes Kompliment versagt, da es als bloße Höflichkeitsbekundung, als Anbiederung oder plumpe Anmache (miss-)verstanden werden könnte, der blendet einen wichtigen Aspekt aus: Komplimente sind eine Art positive Rückmeldung. Ohne diese wären wir oft im Ungewissen und unser Alltag wäre trister.
Überlegen Sie selbst: Wie schön ist es, von der besten Freundin zu hören „Wow, dieses Kleid steht dir aber großartig!“. Oder vom Nachbarn: „Ihre Kinder sind immer so aufmerksam. Das muss an der guten Erziehung liegen.“
Auch ein Redner hat im Allgemeinen nichts dagegen, im Nachhinein von einem Zuhörer zu erfahren, dass er seine Sache gut gemacht, seine Rede spannend und überzeugend vorgetragen hat.
Komplimente sind wie kleine Lichtblicke. Sie machen den Alltag heller und freundlicher, sie stärken das Selbstbewusstsein und beseitigen kleine Unsicherheiten, die fast jeden Menschen hin und wieder beschleichen.
Beide Seiten gewinnen
Wenn Sie Ihre Anerkennung aussprechen, profitieren auch Sie. In aller Regel machen Komplimente es Ihnen ausgesprochen leicht,
- mit jemandem ins Gespräch zu kommen, den Sie gerne näher kennen lernen möchten,
- ein lockeres, zwangloses Gespräch mit einer Person in Gang zu bringen, die Sie nicht näher kennen,
- eine Beziehung zu vertiefen, die bislang vielleicht nur oberflächlich war,
- Freundschaften zu pflegen und
- eine Partnerschaft, sei es zwischen Mann und Frau oder sei es gleichgeschlechtlich, anzubahnen oder lebendig zu halten, sowie
- das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit im Team zu verbessern.
Sie sollten sich allerdings im Klaren darüber sein, was ein gutes Kompliment ausmacht und welche Fettnäpfchen es zu vermeiden gilt.
Die 6 Eigenschaften eines guten Mörtels
Wenn Komplimente der Mörtel der Beziehungspflege sind: Was zeichnet eine gute Mörtelmasse aus? Woran erkennen Sie ein gelungenes Kompliment?
Es macht der Person, die es bekommt, eine Freude, denn es drückt Wertschätzung aus. Gelungen ist ein Kompliment vor allem dann, wenn es folgende Eigenschaften erfüllt: Es sollte
- ehrlich,
- spontan,
- unaufdringlich,
- angemessen,
- vollwertig und
- respektvoll sein.
1. Ehrlichkeit statt Bauchpinselei
„Dein Kuchen schmeckt einfach himmlisch!“ Selbstverständlich dürfen Sie dick auftragen. Sie wissen ja: In dem Wort „Kompliment“ (Fülle, Überschwang) steckt schon ein gewisser Hang zur Übertreibung.
Angenommen, die Schweizer Rüblitorte der Gastgeberin gehört sowieso zu Ihren Lieblingskuchen, und Sie nehmen gerne und bereitwillig einen Nachschlag. Dann ist Ihre Aussage nur noch ein weiterer Beleg dafür, wie gut es Ihnen schmeckt. Würden Sie dagegen appetitlos im ersten Kuchenstück herumstochern, wäre das gleiche Kompliment ausgesprochen unglaubwürdig.
Beachten Sie: Lassen Sie sich weder zur Bauchpinselei noch zur Heuchlerei hinreißen, das kann unangenehme Folgen haben. Ihr ehrlich gemeintes Kompliment ist dann genauso wertlos wie ein gefälschter Geldschein.
Machen Sie keine Komplimente, die Sie nicht ernst meinen
Wenn Ihnen aber zum Kuchen kein Kompliment einfallen will, dann finden Sie lieber ein paar nette Worte in Bezug auf den köstlichen Milchkaffee, den es zum Kuchen gibt. Oder: Äußern Sie sich anerkennend über den hübsch bepflanzten Balkon, auf dem Ihnen Kaffee und Kuchen serviert werden.
2. Spontanität statt Reserviertheit
Ein Kompliment muss nicht unbedingt spontan sein. Auch mit der Einleitung „Was ich dir schon lange einmal sagen wollte …“ wird eine anerkennende Bemerkung über die geschmackvoll renovierte Altbauwohnung oder die tadellos erzogenen Kinder sicher gern angenommen.
Äußern Sie ein Kompliment jedoch direkt, wenn es Ihnen in den Sinn kommt, machen Sie sich das Leben leichter. Denn die besten Komplimente ergeben sich aus der Situation heraus. Statt also gründlich zu überlegen, wie Sie es nun besonders geschliffen ausdrücken könnten, äußern Sie Ihre Wertschätzung ruhig spontan.
-Beispiel: Ein Hundebesitzer pfeift, und sein Terrier kommt sofort angeflitzt, setzt sich brav vor ihn hin und lässt sich ohne Widerstand anleinen. Sie stehen staunend dabei und sagen: „Donnerwetter! Den haben Sie aber wirklich gut im Griff!“ Schon ist die Bahn für einen netten, zwanglosen Small Talk über Hundeerziehung oder Pädagogik im weiteren Sinne geebnet.
Übrigens hängen Spontanität und Ehrlichkeit oft zusammen. Was Ihnen unwillkürlich herausrutscht, wirkt viel überzeugender als jedes noch so sorgfältig formulierte Kompliment, dem man womöglich anhört, wie lange Sie gedanklich daran herumgefeilt haben. Testen Sie selbst:
Welches Kompliment würde Ihnen besser gefallen?
- (Bei der Betrachtung eines Gemäldes) „Dieses Bild hast du wirklich selbst gemalt? Ich kann gar nicht wegsehen, denn ich bin völlig fasziniert und sprachlos.“
- (Nach einer langen Betrachtung des Gemäldes) „Die Kombination von impressionistischen Elementen im abstrakten Kontext gefällt mir gut.“
Wahrscheinlich werden Sie mir zustimmen: Das erste Kompliment klingt viel natürlicher und damit netter. Das zweite wirkt ein wenig zu „gewollt“ und könnte als reine Artigkeit verstanden werden.
3. Unaufdringlichkeit statt Anbiederung
Bei aller Spontanität sollten Sie jedoch darauf achten, dass Ihr Kompliment niemals aufdringlich wirkt. Was die Person, der Ihr Kompliment gilt, allerdings für aufdringlich hält und was nicht, ist nicht immer leicht einzuschätzen. Natürlich dürfen Sie sich über die Ausstrahlung, die elegante Kleidung oder das angenehme Parfüm des anderen äußern. Aber:
Sexuelle Anspielungen verbieten sich von selbst. Zu groß ist die Gefahr, die Person, der das Kompliment gilt, damit in Verlegenheit zu bringen. Wer die Oberweite einer Frau oder das Hinterteil eines Mannes kommentiert, wird damit selten Wohlwollen hervorrufen, sondern eher Peinlichkeit, Verlegenheit, Missbehagen oder Ärger.
Aber auch bei anderen Komplimenten besteht durchaus die Gefahr, dass sie als „plumpe Anmache“ oder Anbiederung verstanden werden. Das Problem ist: Vieles ist buchstäblich Geschmackssache und hängt von der Person ab, der Ihr Kompliment gilt.
Orientieren Sie sich an der Art der Beziehung
Damit Sie sich keine Abfuhr einhandeln, sollten Sie sich an der Art der Beziehung orientieren, die Sie mit dem betreffenden Menschen verbindet. Sind Sie mit der betreffenden Person liiert, darf ein Kompliment Nähe – auch körperliche Nähe – ausdrücken. Beispiel: „Ich freue mich immer, wenn ich deine hübschen langen Beine im Minirock sehe.“
Würde ein Chef dies zur Sekretärin sagen, wäre es ein Fauxpas. Ein weniger erotisches oder intimes Kompliment kommt im geschäftlichen oder allgemeinen Kontext meist wesentlich besser an. Beispiel: „Sie haben ein so ansteckendes Lachen, da muss ich immer mitlachen!“
4. Angemessenheit statt Peinlichkeit
„Sie sind zauberhaft!“ – Auch ein solches, eigentlich ansprechendes Kompliment kann völlig verfehlt sein. Gerade, wenn es im geschäftlichen Umfeld geäußert wird.
Eine Rechtsanwältin, Ärztin oder Sekretärin fühlt sich in der Rolle der „Zauberhaften“ sicher nicht unbedingt wohl – zumindest nicht, wenn es um berufliche Belange geht und sie mit ihrer Fachkompetenz statt mit ihrem Charme überzeugen möchte. Von ihrem Ehemann würde sie dasselbe Kompliment durchaus gern hören, aber nicht von einem Mandanten, Patienten oder Geschäftspartner ihrer Firma.
Ähnlich unangebracht sind persönliche Komplimente im Beisein anderer Menschen. Ein Beispiel: „Ach, Herr Löwenstein, Sie sind immer so einfühlsam!“ So ein Kompliment kann von anderen missverstanden oder ins Lächerliche gezogen werden. Das wäre für den Empfänger des Kompliments unangenehm und peinlich.
Zurückhaltung im Geschäftlichen und im Beisein Dritter
Seien Sie daher vorsichtig, welches Kompliment Sie in welchem Umfeld äußern. Generell gilt: Im Privatleben dürfen Sie ruhig großzügig mit Komplimenten umgehen. Im geschäftlichen Bereich sollten Sie etwas zurückhaltender damit sein. Zurückhaltung ist auch geboten, wenn andere mithören können, für deren Ohren das Kompliment nicht bestimmt ist.
5.Vollwertigkeit statt Einschränkung
Problematisch sind oft Komplimente mit Einschränkungen. 4 Beispiele aus verdeutlichen, was gemeint ist:
- „Wissen Sie eigentlich, dass Sie trotz Ihrer grauen Haare richtig klasse aussehen?“ – Sie meinen, dieses Kompliment kommt bei einer Frau oder einem Mann gut an? Achtung, denn manch eine(r) wird sich denken: „Oje, fallen meine grauen Haaren schon so sehr auf?“
- „Obwohl euer Niklas mit anderthalb Jahren immer noch nicht laufen kann, kommt er doch beim Krabbeln erstaunlich schnell vom Fleck. Offenbar ist er sehr beweglich!“ – Werden die Eltern darüber jetzt erfreut oder eher verunsichert sein? Wahrscheinlich Letzteres. Denn bestimmt ist ihnen in der Krabbelgruppe auch schon aufgefallen, dass andere Kleinkinder motorisch schon viel weiter sind als ihr kleiner Sohn.
- „Sie mögen zwar klein sein, aber die Frauen stehen auf Sie.“ – Ob sich der Mann, der mit diesem Kompliment bedacht wird, darüber freut, darf bezweifelt werden. Männer um die 1,70 Meter werden oft wegen ihrer geringen Körpergröße gehänselt. Sie wollen nicht auch noch in einem Kompliment auf ihr vermeintliches körperliches Defizit hingewiesen werden.
- „Für Ihr Alter haben Sie sich aber gut gehalten.“ – Was soll die Person jetzt denken, die dieses Kompliment bekommt? Äußern Sie Ihre Anerkennung lieber ohne Einschränkung: „Donnerwetter, da hätte ich mich sehr verschätzt. Sie sehen viel jünger aus.“
Wunde Punkte und Empfindlichkeiten
Wo der wunde Punkt Ihres Gegenübers liegt, können Sie natürlich nicht wissen, denn das wird bei jedem Menschen anders sein. Aber Sie können ein Gespür dafür entwickeln, wo er potenziell liegen könnte: Es ist nicht so abwegig, dass sich jemand über das zunehmend graue Haar, über die vermeintlich (zu) langsame Entwicklung des eigenen Kindes, über sein Alter oder seine mangelnde Körpergröße Gedanken macht.
Seien Sie daher vorsichtig bei allen Komplimenten mit Einschränkungen, konkret bei solchen, die mit den Worten „Eigentlich …“ oder „Dafür dass …“ beginnen. Oft sorgt dieses offene Ansprechen von – vermeintlichen oder tatsächlichen – Schwächen eher für Verunsicherung als für Freude.
6. Respektvoll statt klischeebehaftet
„Dafür, dass du eine Frau bist, kannst du hervorragend einparken.“ So eine Bemerkung wird nicht als Kompliment, sondern eher als Stichelei verstanden. Sie bedient ein leidiges Klischee, das fragwürdig ist: Warum sollten Frauen nicht gut einparken können?
Anderes Beispiel: „Du bist wenigstens anders als alle anderen Männer. Du lässt deine Frau und dein Kind nicht sitzen.“ Wer sagt, dass alle anderen Männer untreu und nicht loyal sind?
Hier gilt generell: Es ist kein Kompliment zu sagen, dass jemand nicht ins Klischee passt.
-Fazit: Ein Kompliment, das wirkt
Ehrlichkeit, Spontanität, Unaufdringlichkeit, Angemessenheit, Vollwertigkeit und Respekt: Wenn Sie bei Ihren Komplimenten auf diese 6 Punkte achten, werden Ihre Äußerungen in der Regel freudig und dankbar angenommen. Die ersten Steine zum Aufbau von Freundschaften und Kontakten haben Sie durch Ihr Kompliment – den „Mörtel der Beziehungspflege“ – fixiert und gefestigt.
So reagieren Sie richtig auf gelungene und weniger gelungene Komplimente
Nicht nur wer ein Kompliment äußert, läuft Gefahr, ins Fettnäpfchen zu treten. Auch wer ein Kompliment bekommt, kann einiges verkehrt machen. Wünschenswert ist eine selbstbewusste, aber keinesfalls selbstgefällige Reaktion, nicht nur bei gelungenen Komplimenten, sondern auch bei solchen, die vielleicht nicht ganz den richtigen Ton getroffen haben.
Wie Sie am besten reagieren sagt Ihnen – und nennt Ihnen auch die Fallen, die es dabei zu beachten gilt:
Sagen Sie einfach „Danke“
Die eleganteste und zugleich einfachste Reaktion auf ein Kompliment ist ein schlichter Dank. Damit zeigen Sie sich souverän. Sie beweisen Selbstbewusstsein und lassen keine Zweifel daran aufkommen, dass Sie das positive Urteil des Menschen, von dem das Kompliment stammt, auch zu würdigen wissen und nicht etwa in Frage stellen.
Mögliche Formulierungen:
- „Danke“.
- „Danke, das freut mich!“
- „Oh, vielen Dank, das haben Sie aber nett gesagt.“
Übrigens ist ein Dank mit leichter Ironie in der Stimme auch eine sehr gute Reaktion auf ein Kompliment, das nicht ganz so gelungen war. Der Vorteil: Die Sache ist schnell abgehandelt, und keine der beteiligten Personen braucht verlegen zu werden.
Nicht immer angebracht: die Rückfrage „wirklich?“
Weniger souverän wirkt die Rückfrage, ob das Kompliment denn auch wirklich ernst gemeint sei.
-Beispiel: „Das hast du gut gemacht!“ – „Wirklich? Aber ich habe die Hälfte von dem, was ich sagen wollte, vergessen.“ Eine solche Rückfrage lässt zweierlei Schlüsse zu:
- Entweder die Person, der das Kompliment gilt, zweifelt an sich selbst und hält die positive Würdigung für unwahr.
- Oder sie möchte noch mehr hören, eine Bestätigung gewissermaßen als Nachschlag bekommen, was die Situation nicht unbedingt verbessert und ebenfalls einen gewissen Mangel an Selbstbewusstsein offenbart.
Ein Kompliment zu bestätigen wirkt oft unbescheiden
„Sie haben ja eine beachtliche Kraft in den Armen.“ – „Das höre ich nicht zum ersten Mal. Es ist doch gut, wenn man wöchentlich 2-mal im Fitness-Studio trainiert.“
Wie wirkt eine solche Antwort? Richtig – etwas unbescheiden. Fast bedauert man nach so einer Antwort, überhaupt ein Kompliment gemacht zu haben.
Diese Gefahr besteht fast immer, wenn Sie ein Kompliment bestätigen: Sie machen sich und die Vorzüge, deretwegen Sie das Kompliment bekommen haben, zum Thema des Gesprächs.
Deshalb ist diese Reaktion meist nicht empfehlenswert. Einen kurzen humorvollen Kommentar können Sie aber ruhig abgeben, vor allem, wenn Sie mit der betreffenden Person ins Gespräch kommen wollen.
Ein Kompliment zurückgeben
Selbstverständlich können Sie auf ein Kompliment sofort mit einem Gegen-Kompliment antworten. Das ist sogar manchmal angebracht.
Angenommen, Sie warten auf einen verspäteten Zug und haben sich über eine Stunde lang angeregt mit einem Fremden unterhalten, der einen Freund abholen will. Dann fährt der Zug ein, und der Fremde beendet das Gespräch mit dem Kompliment: „Das Warten mit Ihnen war sehr angenehm und kurzweilig. Vielen Dank für die nette Gesellschaft.“ Darauf könnten Sie antworten: „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, das war eine sehr angenehme Wartezeit mit Ihnen.“
Diese Reaktion ist angemessen, wenn beide Beteiligten etwas zu der Stimmung oder Leistung beigetragen haben, auf die sich das Kompliment bezieht. Dagegen sollten Sie nicht unbedingt mit einem Gegen-Kompliment antworten, wenn sich eine Äußerung ausschließlich auf Ihr eigenes Aussehen, auf Ihre eigene Leistung, auf Ihre eigenen Erfolge etc. bezieht.
-Beispiel: „Ich finde, du kannst ganz toll mit kleinen Kindern umgehen.“ – „Danke, du aber auch!“ Wie wirkt das? Es lenkt die Aufmerksamkeit allzu schnell wieder von Ihrer Person ab. Genießen Sie doch die Anerkennung – Sie haben sie schließlich verdient!
Schwächen Sie den Inhalt nicht ab
„Nicht der Rede wert.“ – „Das ist doch selbstverständlich!“, „Ich bitte Sie, das kann doch jeder!“ – Unangemessen ist es, den Inhalt eines Kompliments abzuschwächen. Sie müssen Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, selbst wenn Sie eine positive Aussage ein wenig übertrieben finden.
Mit einer Abschwächung ist die ganze positive Wirkung eines Kompliments dahin. Es ist, als ob Sie den Mörtel wieder von den Backsteinen kratzten: Die Person, die Ihnen etwas Nettes sagen wollte und die Beziehung zu Ihnen aufbauen oder festigen wollte, hat ihr Ziel verfehlt. Sie wird sich beim nächsten Mal zurückhalten.
Auch wenn Sie den Wahrheitsgehalt hinterfragen, zur Verlegenheit neigen oder nicht gern im Mittelpunkt stehen: Nehmen Sie das Kompliment dennoch an.
Kein guter Stil: „Fishing for Compliments“
„Ich bekomme in der Sonne immer so hässliche Sommersprossen.“ – Wer so eine Aussage macht, möchte oft nur hören, dass Sie Sommersprossen nicht hässlich, sondern – im Gegenteil – ganz reizend finden.
„Ich bin zu dick.“ – „Du? Wie kommst du denn darauf? Du hast doch eine Traumfigur.“ Das wäre wohl die Antwort, die der oder die Betreffende am liebsten bekommen würde.
„Fishing for Compliments“ nennt man im angelsächsischen Raum diese Angewohnheit, wörtlich übersetzt: „nach Komplimenten fischen“. Das sollten Sie sich aber gar nicht erst angewöhnen. Denn Komplimente sind nur dann wertvoll und wirklich ehrlich, wenn sie freiwillig geäußert werden.
Jemand der „nach Komplimenten fischt“, offenbart nur seine Unsicherheit und zeigt anderen allzu deutlich, dass er sich selbst keinen eigenen Wert zubilligt. Wenn gerade keiner ein Kompliment für Sie findet, nehmen Sie es gelassen und mit Humor.
Statt die andere Person mit solchen Bemerkungen dazu aufzufordern, etwas „Mörtel“ zu verteilen, sollten Sie besser selbst überlegen, wie Sie die Beziehung aufbauen und festigen können. Eine Beziehung ist schließlich ein Haus, das von 2 Personen gleichzeitig gebaut wird.
Wie Sie mit Personen umgehen, die „nach Komplimenten fischen“
Umgekehrt stellt sich häufig die Frage, wie Sie am besten reagieren, wenn jemand versucht, Ihnen Komplimente zu entlocken. Urteilen Sie milde und gehen Sie mit der betreffenden Person nicht zu hart ins Gericht. Nicht jeder hat ein gesundes Selbstbewusstsein und ein positives Selbstbild.
Gerade Menschen, die wegen ihrer Schönheit, Begabung oder Fähigkeiten ständig die Anerkennung anderer auf sich ziehen, sind manchmal auch überraschend stark auf ständige Komplimente aus ihrem Umfeld angewiesen.
Sie werden unsicher, wenn sie ausbleiben. Wie reagieren Sie also darauf, wenn eine offensichtlich schlanke Person zu Ihnen sagt: „Schrecklich, ich habe schon wieder ein Kilogramm zugenommen, dabei bin ich eh schon zu dick!“ – 2 Möglichkeiten haben Sie:
- Entweder, Sie äußern das gewünschte Kompliment, wenn Sie so viel Nachsicht und Charme aufbringen können: „Sie müssten noch sehr viel zunehmen, bevor man Sie als dick bezeichnen könnte.“
- Oder Sie winken ab und gehen nur kurz auf die Bemerkung ein: „Ach wo, so ein Unsinn.“ oder „Machen Sie sich keine Gedanken!“ Bestärken Sie die betreffende Person aber nicht in ihren Selbstzweifeln – das wäre nicht fair.
-Übersicht: Das Wichtigste auf einen Blick
- Nur Mut! Besser ein Kompliment zu viel als eins zu wenig!
- Ein gelungenes Kompliment ist ein Zeichen der guten Gesinnung. Es hilft dabei, Freundschaften zu erhalten und neue Beziehungen aufzubauen.
- Es geht nicht um Heuchelei oder Bauchpinselei. Nur mit Ehrlichkeit erzielen Sie den gewünschten Effekt.
- Sagen Sie spontan, was Ihnen an der anderen Person gefällt oder Ihnen imponiert. Das klingt glaubwürdiger als eine wohlüberlegte Aussage, die in Behördendeutsch formuliert ist.
- Besonders im beruflichen Kontext ist es sehr wichtig, dass Ihr Kompliment nicht als sexuelle Belästigung missverstanden werden könnte. Eine neue Krawatte, eine neue Frisur oder eine gelungene Präsentation dürfen Sie jedoch gern lobend erwähnen.
- Orientieren Sie sich an der Art der Beziehung: Je enger die Freundschaft ist, desto persönlicher darf das Kompliment sein.
- Schränken Sie Ihr Lob nicht ein, sondern verzichten Sie auf Vokabeln wie „obwohl“ oder „aber“.
- Wenn man Ihnen etwas Nettes sagt, sollten Sie das Kompliment nicht abweisen.
- Verkneifen Sie sich Rückfragen wie „wirklich?“. Das wirkt unsicher.
- Sich selbst auf die Schulter klopfen sollten Sie allerdings auch nicht. Das wirkt überheblich. Sagen Sie stattdessen einfach „Danke“.