Erinnern Sie sich an den jüngsten Wahlkampf? Inmitten des immer wieder gleichen Schilderwalds – je nach Parteibudget mit mehr oder weniger dichtem Bewuchs an Plakaten – wurde auch das sehr sichtbar: Hier trafen zwei Generationen der Porträtfotografie aufeinander. Werblich schön und nett anzusehen die einen – realistisch, greifbar und persönlich die anderen. Zeichen einer neuen Ehrlichkeit.
Offenbar hat die Entwicklung von HD-Kameras, den hochauflösenden High Definition Kameras in der Fernsehwelt, welche das SDTV, das Standard Definition Television immer mehr ablösen, auch unseren Blick auf Bild und Film verändert: Glatte Gesichter durch satte Retusche weichen der manchmal gnadenlosen Definition von Erfahrungslinien, die wir mit unserem Blick des neuen Zeitgeistes auf einmal menschlich und sympathisch finden … So zu sehen beispielsweise an einem einprägsamen Großplakat mit der Unterschrift „Kanzlerin für Deutschland“. Ob das den Wahlkampf entschieden hat? Sicherlich nicht … aber vielleicht ein bisschen.
Bild und Bewegtbild gewinnen immer mehr an Bedeutung, ob in den diversen Social-Media-Portalen, Smart-Phone oder You-Tube. Die bildhafte Information erhält gegenüber dem geschriebenen Wort immer mehr Gewicht, wie Filmproduzenten mit freudiger Erregung berichten. Es sei bekannt, dass der Internetnutzer Texte kaum noch lese und die Klickraten auf Fotos und Filme gegenüber denen auf Texte deutlich steigen würden. Darum lohnt es sich, die eigene Darstellung im Bildformat genauer zu beleuchten.
Katharina Starlay, Stilexpertin und Gründerin des Portals liefert dazu folgende Tipps:
Vorbereitung:
ü Ein gutes Foto oder eine Filmaufnahme beginnt im Kopf! Freuen Sie sich auf den Aufnahmetermin mit Fotograf oder Filmteam. Das sind meist super nette, hoch kompetente Leute, die ihren Job mit Leidenschaft machen. Mit der richtigen Einstellung wird so ein Foto zum gemeinsamen Erfolgserlebnis.
ü Starten Sie schon am Vortag: Essen Sie zum Beispiel nicht zu salzhaltig und schlafen Sie genug, damit Schwellungen um die Augen oder knittrige Müdigkeitsfältchen gar nicht erst zum Thema werden. Denn während die Retusche – die natürlich immer noch stattfindet – Fältchen glattbügeln kann, lassen sich flächige Hautpartien kaum überzeugend optimieren. Das Foto bekommt dann schnell etwas maskenhaftes. Außerdem ist es peinlich, wenn ein Foto „super jung“ oder „super dünn“ erscheinen lässt und der persönliche Auftritt später, zum Beispiel bei einem Bewerbungsgespräch, ein ganz anderes Bild hergibt. Das kostet Glaubwürdigkeit.
ü Sorgen Sie am Tag der Aufnahme für gute Laune und ein gesundes Selbstbewusstsein. Unangenehme Telefonate etc. sollten Sie vertagen und sich lieber mit positiven inneren Bildern, Erinnerungen oder auch Zukunftsträumen einstimmen. So können Sie von innen strahlen.
ü Ihr Make-up sollte für die hochauflösenden Kameras nicht zu pastös (also pastenartig deckend) oder zu bunt sein. Entscheiden Sie sich bitte, ob Sie im Gesicht die Augen oder aber einen schönen Mund stärker betonen wollen und schminken Sie den Rest sauber, konturiert aber unbunt. Lippen wirken nicht angemalt, wenn die Kontur mit einer natürlichen Farbe gezeichnet und die ganze Lippe mit der gleichen Farbe ausgemalt wird. Darüber geben Sie wenig Puder für Haftbarkeit und ein Lipgloss in einem etwas frischeren Ton. Vermeiden Sie grundsätzlich harte Linien am Auge und „Apfelbäckchen“ und benutzen Sie Lidschatten als Schatten statt Farbe, die womöglich farbiger ist als Ihre Augenfarbe.
ü Als Mann nutzen Sie wenigstens geringe Mengen Puder auf Stirn, Nase und Kinn gegen hektischen Glanz. (Achtung: Zuviel bleibt im Bartwuchs hängen und sieht wie mehlbestäubt aus.) Das macht souveräner.
ü Ihr Haarschnitt ist nicht herausgewachsen – aber auch nicht gerade frisch. Ein bis zwei Wochen nach dem Friseurtermin liegen die Haare am besten. Diesen und weitere Hinweise gibt die studierte Modedesignerin, die ihr Studium mit Modeljobs finanzierte, übrigens auch in ihrem Buch (F.A.Z. Buch Verlag 2012) im Kapitel „Beauty – Foto, OP und digitale Retusche“.
ü Nehmen Sie genügend Auswahl an Kleidungsstücken mit, in denen Sie sich wohlfühlen: Helles und Dunkles für verschiedene Hintergründe, verschiedene Materialien und Schmuckstücke etc.
Während des Fototermins:
ü Kein Posing! Es braucht eine Weile, bis Sie Ihr einstudiertes Foto-Gesicht abgelegt haben. Deshalb sollten Sie bei der Auswahl des Fotografen darauf achten, dass der sich für diese Phase Zeit nimmt.
ü Nehmen Sie Abstand vom „Fernsehansagerinnen-Styling“. Die sehen meist alle gleich aus: Lange Haare, eine Seite hinter das Ohr gestrichen, die andere nach vorne frisiert.
ü Geben Sie sich mit der Frisur Mühe, aber bleiben Sie natürlich. Schulterlanges Haar sollte auf keinen Fall mit Schals oder diesen Wickeltüchern, Rollkragen und viel Halsschmuck kombiniert werden. Das wirkt im kleinen Ausschnitt eines Portraitfotos überfrachtet. Für Frauen gilt: Hals frei!
ü Als Mann stylen Sie sich entsprechend Ihrem Berufsbild. Sie sollten nicht „herausgeputzt“ wirken, wenn Ihr Job zum Beispiel keine Krawatte verlangt.
ü Lassen Sie sich nicht von schräg oben fotografieren, was kindlich wirken lässt, und niemals auf dem Schreibtisch sitzend.
Ein schlecht gemachtes Foto ist ein Kompetenzkiller. Ein gutes dagegen sorgt für Vertrauen und ist der erste Schritt zu guten persönlichen Kontakten und Geschäftsbeziehungen, die immer mehr im Internet entstehen.
Katharina Starlay
Sie ist Stilexpertin, Vortragsrednerin und Imageberaterin der ersten Stunde. Die studierte Modedesignerin bot bereits in den 80‘er Jahren Farbberatungen und Personal Shopping an, arbeitete aber auch 9 Jahre als Führungskraft im Einzelhandel in den Branchen Mode und Kosmetik und zwei Jahre als Head Hunterin. Als Stilcoach berät und begleitet sie Einzelpersonen für ihren Auftritt in Beruf und Karriere, ist Imageberaterin für Unternehmen und entwirft auch heute noch Kleidung. Dabei geht es ihr immer darum, das Einzigartige einer Persönlichkeit sichtbar zu machen.News und Artikel veröffentlicht sie auf dem eigenen Stilportal Stilclub.de. Im Herbst 2012 erschien ihr erstes Buch "Stilgeheimnisse" im F.A.Z. Buchverlag, das in der 2. Auflage ist.