Eigenlob stimmt: Verbessern Sie Ihr Image, ohne großspurig zu sein

Bekommen Sie die Anerkennung, die Sie verdienen?

Oder ärgern Sie sich, dass Ihre Vorgesetzte Ihre Leistungen nicht angemessen würdigt, Ihr forscher Kollege Ihnen gegenüber eine bevorzugte Behandlung erfährt und Sie im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis regelmäßig „übersehen“ werden? Was tun?

Wie Sie sich in Zukunft besser vermarkten, ohne marktschreierisch zu wirken, erfahren Sie in diesem Beitrag aus .

Warum überhaupt „PR in eigener Sache“?

Um Missverständnisse auszuschließen, vorab eine kleine Begriffsbestimmung:

Reklame – Werbung – Public Relations

„Wenn ein junger Mann ein Mädchen kennengelernt hat und ihr sagt, was für ein großartiger Kerl er ist, so ist das Reklame. Wenn er ihr sagt, wie reizend sie aussieht, so ist das Werbung. Aber wenn das Mädchen sich für ihn entscheidet, weil sie von anderen gehört hat, was für ein feiner Kerl er wäre, dann ist das Public Relations.“ (Alwin Münchmeyer, ehemaliger Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken)In diesem Beitrag geht es nicht um Reklame, auch nicht um Werbung, sondern um Public Relations, zu Deutsch: öffentliche Beziehungen. Doch nicht die Öffentlichkeitsarbeit von Konzernen oder größeren Organisationen steht im Mittelpunkt, sondern das Auftreten Ihrer eigenen Person. PR in eigener Sache.

Selbst-PR und Stil

„Keinen Stil zu haben bedeutet, ohne Beziehung zu sich, ohne Selbstbestimmung zu sein, und resultiert darum in der Unfähigkeit, mit anderen zu kommunizieren.“

Dieses Zitat stammt von dem französischen Duftschöpfer Serge Lutens, der im Hause Shiseido noble Parfums entwickelt. Er bringt auf den Punkt, was Sie versäumen, wenn Sie auf eine angemessene Selbstdarstellung verzichten.

Eigen-PR bedeutet nicht, dass Sie auf die Pauke hauen, sich in den Vordergrund spielen und Ihr Ego, Ihre Fähigkeiten und Ihre Leistungen in den schillerndsten Farben malen. Nein, es geht darum, Ihre Interessen wahrzunehmen, Ihre Vorzüge anderen ins Gedächtnis zu rufen, sich über Ihre eigenen Ziele klar zu werden – und diese zu verwirklichen. Und da Sie nicht auf einer einsamen Insel leben, sind Sie darauf angewiesen, mit anderen zu kommunizieren.

Die erste Regel des guten Stils – das erkannte der Philosoph Arthur Schopenhauer bereits vor 150 Jahren – ist, dass man etwas zu sagen habe.

Ob gewollt oder nicht: Sie haben ein Image

Angenommen Sie lebten tatsächlich auf einer einsamen Insel und lehnten jeden Kontakt zur Außenwelt ab: Es würde Ihnen nichts nützen! In der Welt der schnellen und perfekt organisierten Kommunikation würden Nachrichten über Sie verbreitet, und andere Menschen – auch wenn diese Sie nicht persönlich kennen – würden sich unweigerlich ein Bild von Ihnen machen.

Auf Ihre alltägliche Situation übertragen bedeutet dies: Sie besitzen bereits ein Image, ganz gleich, ob Sie das wollen oder nicht, ob Sie gezielt Informationen über sich streuen oder sich abschotten.

Der Einfluss der Meinungen

„Es sind nicht so sehr die Tatsachen, die in unserem Sozialleben entscheiden, sondern die Meinungen der Menschen über die Tatsachen, ja die Meinungen über die Meinungen.“ (Epiktet, griechischer Philosoph)

Was sich so modern anhört, stammt aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Bereits der antike Philosoph Epiktet wusste: Viel wichtiger als die Tatsachen sind deren Bewertung und Einordnung durch ein Publikum.

Nehmen Sie Einfluss!

Etwas zeitgemäßer ausgedrückt ließe sich Epiktets Satz auf 4 Wörter reduzieren: Keine Person ohne Image. Selbst wenn Sie sich konsequent jeglicher Kommunikation verweigern, würde Ihnen von Ihrem Umfeld ein Etikett verpasst: je nach Wohlwollen des Betrachters entweder das des Respekt gebietenden Sonderlings oder dasjenige einer grauen Maus.

Wenn Sie ohnehin keine Wahl haben, können Sie sich auch für die kommunikativere Variante entscheiden. Ein Image kann gezielt transportiert und verbessert werden. Denken Sie nur an die vielen Millionen, die Unternehmen für ihre PR-Abteilungen ausgeben!

Arbeiten Sie an Ihrem Image

Allerdings ist hier eine gewisse Vorsicht geboten. Verwechseln Sie bitte nicht Image mit Etikett: Letzteres lässt sich einfach aufkleben, Ersteres entwickelt sich allmählich – aus Prozessen, die Sie zwar nicht lenken, aber beeinflussen können.

Betrachten Sie Ihr Image als ein Haus, das auf vielen kleinen Pfeilern steht. An diesen Pfeilern sollten Sie arbeiten.

Tipp: Wenn Sie mit Ihrem Image hadern 

Falls Sie mit Ihrem Image nicht zufrieden sind, können Sie das ändern. Das beweist die folgende Anekdote um einen Nobelpreisträger und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, den Physiker Albert Einstein (1879–1955):

Einstein und seine Außenwirkung

Als Albert Einstein seine grundlegende Arbeit zur speziellen Relativitätstheorie veröffentlichte, wurde er nach seiner Einschätzung der Reaktion in der Öffentlichkeit gefragt.

„Das ist einfach vorherzusagen“, antwortete Einstein. „Werde ich Recht behalten, werden die Deutschen sagen, ich sei Deutscher, die Franzosen, ich sei Europäer und die Amerikaner, ich sei Weltbürger. Werde ich nicht Recht behalten, werden die Amerikaner sagen, ich sei Europäer, die Franzosen, ich sei Deutscher und die Deutschen, ich sei ein Jude.“

Kein Schubladen-Denken

Wie dieses Zitat zeigt, gab Einstein seinem zweifelnden Publikum keine Chance, ihn in ein Schema zu pressen und ihm ein Etikett aufzudrücken. Mittlerweile ist er selbst zu einer Institution geworden: Ein „kleiner Einstein“ ist auch ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des Wissenschaftlers die wohlwollende Bezeichnung für ein Genie.

Einstein wusste, was er wollte und wer sein Publikum war – und er konnte die Dinge, die ihm wichtig waren, bestens kommunizieren. Vor allem Letzteres ist für Sie von Bedeutung.

Voraussetzungen für erfolgreiches Selbst-Marketing

  • Nur wer ein Ziel hat, ist auf dem Weg. Überlegen Sie daher, wo Sie zurzeit stehen und was Sie erreichen möchten. Erst dann kommt die Frage: „Wie kann Ihnen Selbst-PR dabei helfen, Ihre Ziele zu erreichen?“

Schnell-Check: Persönlicher Soll-Ist-Vergleich

 

Fünfjahresplan: Notieren Sie sich Ihre Ziele im Hinblick auf die nächsten 5 Jahre.

Wichtig: Schreiben Sie die Ziele auf, z. B.: „In 2 Jahren werde ich bei einem renommierten Verlag mein erstes Buch veröffentlicht haben.“ Formulieren Sie Ihre Ziele so, dass Sie den Erfolg messen können.

Machen Sie immer wieder eine Bestandsaufnahme: Was haben Sie erreicht? Befinden Sie sich auf einem guten Weg? Wie können Sie Kurskorrekturen anbringen?

 

Vorbilder: Fragen Sie sich, welche(n) Menschen Sie bewundern. Das können Freunde und Bekannte sein, aber auch berühmte Persönlichkeiten (in Gegenwart und Vergangenheit) oder fiktive Gestalten (beispielsweise Romanfiguren).

Wichtig: Schreiben Sie auf, warum Sie diese Personen bewundern. Und stellen Sie anschließend einen Vergleich an: Welche dieser von Ihnen hoch geschätzten Eigenschaften besitzen Sie selbst? Welche möchten Sie gern besitzen? Und warum besitzen Sie sie nicht?

 

Eigenwahrnehmung/Fremdwahrnehmung: Notieren Sie Ihre positiven und negativen Eigenschaften. Schlüpfen Sie dann in die Rolle eines Freundes oder einer Freundin – es darf auch ein Familienmitglied oder eine Arbeitskollegin sein – und schreiben Sie auf, wie diese Person Sie beurteilen würde.

Wichtig: Machen Sie anschließend die Probe aufs Exempel und bitten Sie die Person, Sie tatsächlich zu beurteilen. Wenn sich Diskrepanzen ergeben: Können Sie diese akzeptieren? Oder möchten Sie Ihr Verhalten ändern? Oder zumindest Ihr Image korrigieren und Ihre Außendarstellung verbessern?

 

Persönlichkeit: Bleiben Sie bei Ihrer Zielsetzung realistisch! Sie können sich durchaus hohe Ziele stecken.

Wichtig: Sie sollten mit Ihren Talenten und Ihrem Charakter vereinbar sein, Sie inhaltlich nicht überfordern und in einen vernünftigen Zeitrahmen passen.

 

Bekommen Sie genug Anerkennung?

Um herauszufinden, ob Sie mit Ihrer jetzigen Situation zufrieden sind, beachten Sie bitte Folgendes:

Zufriedenheit ist meist eine Momentaufnahme.

Was Ihnen gestern noch völlig ausgereicht hat (Kleinigkeiten wie die Arbeitsgeschwindigkeit Ihres PCs oder auch Grundsätzliches, etwa Ihr Ansehen bei Ihrem Lebenspartner und bei Ihren Kindern oder Ihre Position im Unternehmen), kann morgen schon Ursache großer Verdrossenheit sein. „There is always room for improvement“, sagen die für ihren Optimismus bekannten Briten.

Exkurs: Was macht Menschen erfolgreich?

Sind Sie darauf eingerichtet, dass Meinungen und nicht Tatsachen entscheiden? Und stellen Sie sich, wenn Sie etwas Bestimmtes bekommen oder erreichen wollen, jedes Mal die beiden Fragen: „Wie werde ich wahrgenommen?“ und „Wer ist mein Publikum?“ Dann sind Sie auf dem richtigen Weg!

Dazu ein kleiner Exkurs in die Psychologie. Der Harvard-Professor Howard Gardner wollte herausfinden, was Menschen erfolgreich macht. Er wählte 7 Persönlichkeiten aus, die Herausragendes auf ihrem Gebiet geleistet hatten und auch einer breiten Öffentlichkeit als Genies präsent waren:

  1. der Physiker Albert Einstein,
  2. der Dichter T. S. Eliot,
  3. der Psychologe Sigmund Freud,
  4. der Politiker Mahatma Gandhi,
  5. die Tänzerin Martha Graham,
  6. der Maler Pablo Picasso und
  7. der Komponist Igor Strawinsky.

Was hatten sie alle gemeinsam?

  1. Sie erhielten sich ihre ursprüngliche Begeisterung für ihr Fachgebiet das ganze Leben hindurch. Spielerisch und ohne Druck lernten sie immer mehr hinzu und wurden immer besser.
  2. Ihre Begabung wurde seit frühester Kindheit erkannt und gefördert. Das sorgte – gepaart mit Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen – für das notwendige Selbstbewusstsein.
  3. Alle wussten genau, auf welche Experten es ankam, nach welchen Kriterien ihre Leistungen beurteilt wurden und welche Leistungen auf ihrem Gebiet am meisten geschätzt waren.
  4. Wichtig: Nicht zuletzt arbeiteten alle diese Genies sehr konsequent an ihren Projekten. Nicht weniger konsequent arbeiteten sie daran, dass ihre Projekte – und sie selbst – auch die entsprechende Wertschätzung durch andere erfuhren: „Klappern gehört zum Handwerk.“

Erfolgsrezepte gelten nicht nur für Genies

Was für mit allen Gaben gesegnete Genies gilt, lässt sich auch auf Ihre eigene Situation anwenden. Wer Erfolg haben will, muss auch zum Klappern bereit sein. Anders ausgedrückt: Ihre Leistungen allein reichen nicht aus. Sie sollten auch Personen finden, die sie zu würdigen wissen.

Arbeiten Sie konsequent an sich selbst, an Ihren Fähigkeiten – und an der Wahrnehmung durch Ihre Umgebung. Unzufriedenheit ist der erste Schritt zum Erfolg. Sie sollten ihm rasch weitere folgen lassen:

Stärken stärken: Mehr Selbstbewusstsein entwickeln

Der erste Schritt zur Anerkennung ist: Selbstbewusstsein entwickeln. Das geht freilich nicht von heute auf morgen. Sie können sich aber damit trösten, dass selbst (später) anerkannte Genies in ihrem Leben schwierige Abschnitte zu meistern hatten:

Gehen Sie in kleinen Schritten systematisch vor:

  1. mehr Selbstbewusstsein entwickeln
  2. nach außen kommunizieren
  3. Ihr Image verbessern

Kritik und Widerstände gehören zum Erfolg dazu

  • Im Alter von 32 Jahren machte Daniel Defoe Bankrott. Als 59-Jähriger wurde er mit „Robinson Crusoe“ über Nacht berühmt.
  • Über Caspar David Friedrich sagte Goethe: „Er malt so schlecht, dass es keinen Unterschied macht, wenn man seine Bilder verkehrt herum aufhängt.“ Heute wird er als der bedeutendste Maler der deutschen Romantik gehandelt.
  • Wilhelm Conrad Röntgen malte lieber seine Lehrer statt zu lernen. Wegen einer Karikatur flog er sogar von der Schule. Doch auch ohne Abitur konnte er später studieren, Physikprofessor werden und den Nobelpreis erhalten.

Sie sehen: Wenn Sie schwierige Situationen meistern müssen oder negative Kritiken ernten, befinden Sie sich mit renommierten Persönlichkeiten in guter Gesellschaft. Wichtig ist, dass auch Sie Ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren und sich nicht entmutigen lassen.

Respekt und Anerkennung beginnen bei Ihnen selbst

Vielleicht sträubt sich Ihr Inneres, wenn Sie Ihre Leistungen offensiv darstellen. Vielleicht haben Sie Schwierigkeiten, sich von erzieherischen Normen wie „Eigenlob stinkt!“ zu lösen, die Ihnen Eltern und Lehrer eingetrichtert haben.

Aber der Weg zur Anerkennung führt nicht über die Leistung allein. Sie sollten auch imstande sein, sie aktiv zu kommunizieren. Und wie die oben aufgeführten Berühmtheiten, die ja lange Zeit ein recht bescheidenes Dasein führten, gelingt Ihnen dies nur mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein. Leitsätze wie der folgende wurden früher ins Poesiealbum geschrieben:

„Sei wie ein Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein. Nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.“ (Lebensweisheit „für Mädchen“)

Für solche Sätze hätte ein Dieter Bohlen nicht mal ein Lächeln übrig. Es gibt jedoch Mittel und Wege, sein Niveau zu halten und – ganz ohne Anbiederung – auf sich aufmerksam zu machen.

3 Methoden, um Ihre Stärken besser wahrzunehmen

Auch wenn Selbstbewusstsein sich recht langsam entwickelt: Sie können den Prozess, die Achtung vor der eigenen Person zu steigern, aktiv beschleunigen. Versuchen Sie es doch einmal mit einer der folgenden 3 Methoden:

Methode 1: Legen Sie ein Erfolgs-Tagebuch an.

Jede Nacht, bevor Sie zu Bett gehen, schreiben Sie darin 3 Dinge auf, die Sie erfolgreich erledigt haben – und seien es auch noch so (scheinbar) unbedeutende Kleinigkeiten! Führen Sie dieses Tagebuch über mindestens einen Monat. Schlagen Sie immer mal wieder darin nach, um sich Ihre Erfolge vor Augen zu halten.

Methode 2: Sammeln Sie Zettel und Briefe

Briefe, mit denen Freunde, Bekannte, Kolleginnen oder Vorgesetzte sich bei Ihnen bedankt haben. Legen Sie diese in einen extra Ordner. Auch Fotos und Urkunden – oder sonstige visuelle Erinnerungen an Ihre Leistungen – können Sie darin aufbewahren. Schauen Sie von Zeit zu Zeit hinein!

Methode 3: Fertigen Sie eine „Positiv-Liste“ an

Darin tragen Sie alle Aufgaben ein, die Sie – ob beruflich oder privat, an Ihrem Arbeitsplatz oder in der Familie – trotz größerer Schwierigkeiten und schwer zu überwindender Hindernisse bewältigt haben. Beim Lesen dieser Liste erkennen Sie, wie Ihre Persönlichkeit in den letzten Wochen und Monaten gewachsen ist.

Klappern für die Karriere

Falsche Bescheidenheit (Veilchen statt Rose) wirkt sich im Berufsleben fast immer negativ aus. Dr. Monika Sieverding vom Berliner Institut für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie hat dies ausführlich untersucht – und dabei gravierende Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt.

So schneiden Männer in Bewerbungsgesprächen grundsätzlich besser ab als Frauen. Das liegt nicht an der fachlichen Qualifikation, sondern allein an der zur Schau gestellten Selbstsicherheit. Gerade Frauen empfinden es als unwürdig, sich selbst anzupreisen und zu „verkaufen“, und neigen dazu, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen. Bei Männern ist es meist umgekehrt.

Typisch Frau: Sympathisch auf Kosten des Erfolges?

Wie die Studie von Monika Sieverding weiter ergab, stellen sich Frauen nicht gern selbst in den Vordergrund, sehen sich selbstkritischer und legen an sich selbst einen sehr viel höheren Maßstab an als Männer. Das macht sie sympathischer, aber leider auch weniger erfolgreich.

Männliches Durchsetzungsvermögen zeigt sich, so die Psychologin, auf Kongressen oder auch bei politischen Diskussionen: Wer am längsten und lautesten redet, dominiert die Veranstaltung.

Fazit der Studie: Je mehr Frauen Eigenschaften wie Selbstsicherheit und Durchsetzungsvermögen ablehnen, desto schlechter stehen die Chancen für ihre Karriere. Prüfen Sie daher kritisch, ob Sie nicht etwas von Ihrer Bescheidenheit ablegen können. Zugegeben: Seine eigenen Leistungen ins rechte Licht zu rücken, kostet Überwindung, das richtige Geschick und ist oft etwas unangenehm.

Fragen an sich selbst

Setzen Sie der falschen Bescheidenheit ein Ende. Beginnen Sie am besten in Ihrem beruflichen Umfeld. Gehen Sie dazu über, sich – und anderen – Ihre Leistungen vor Augen zu führen. Beantworten Sie sich zunächst diese Fragen:

  • Welche Prüfungen habe ich schon erfolgreich abgelegt?
  • Über welche Qualifikationen verfüge ich? Wo liegen meine besonderen Stärken?
  • Sind die an mich gestellten Anforderungen gestiegen? Wurden meine Kompetenzen und mein Verantwortungsbereich erweitert?
  • Wie viele Projekte, die ich ursprünglich für (zu) schwierig hielt, habe ich gemeistert?
  • Habe ich neue Kolleginnen, Kollegen, Auszubildende angelernt?
  • Bei welchen Aufgaben, die ich in letzter Zeit erledigt habe, gab es ein positives Feedback?
  • Wie oft habe ich schon gehört: „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft, Ihre Geduld, Ihren Rat“?
  • Durch welche Leistungen habe ich mich um das Unternehmen verdient gemacht?

Diese Übung hat 2 Effekte: Zum einen erkennen Sie Ihre eigenen Vorzüge. Dies ist eine Grundvoraussetzung, um andere zu überzeugen. Zum anderen hilft die schriftliche Ausformulierung Ihrer Stärken Ihnen dabei, auch im Gespräch mit anderen schnell die richtigen Worte zu finden. Genau das ist nämlich zu Beginn sehr schwierig. Thomas Mann formulierte es so: „Die Gewohnheit ist wie ein Seil. Wir weben jeden Tag einen Faden, und schließlich können wir es nicht mehr zerreißen.“

Wie Sie andere Menschen von sich überzeugen

Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Leistungen nicht nur erbringen, sondern auch gegenüber Ihren Vorgesetzten hervorheben. Oft reicht es nicht aus, wenn Sie das Unmögliche nur möglich machen. Sie sollten auch darauf hinweisen – selbst wenn Ihnen dies schwer fällt.

So erkennen Vorgesetzte, was sie an Ihnen haben

  • Erwähnen Sie erfolgreiche Verbesserungsvorschläge, die von Ihnen stammen.
  • Scheuen Sie sich nicht – etwa wenn Sie wieder einmal in letzter Sekunde eine Information beschaffen mussten, zu sagen: „Das war schon sehr stressig. Wenn ich nicht so gute Kontakte aufgebaut hätte, wäre das nicht mehr möglich gewesen.“
  • Erzählen Sie, wenn es Ihnen gelang, einen aufgebrachten Kunden zu beruhigen und ihn weiter an Ihre Firma zu binden.
  • Melden Sie sich freiwillig bei der Einführung neuer Mitarbeiter. Diese sehen, was Sie leisten, und geben es bestimmt bald an Ihren Vorgesetzten weiter.
  • Profilieren Sie sich in Meetings und Besprechungen. Wenn Sie eine gute Idee haben, behalten Sie diese nicht für sich, sonst äußert sie jemand anderes aus der Runde.
  • Loben Sie gelegentlich auch Ihre Kolleg(inn)en. Die werden es Ihnen danken und sich gern einmal revanchieren. Außerdem bleibt immer ein wenig Duft an der Hand, die die Rosen reicht.

Reden – und reden lassen

Was können Sie aus der Forderung „Rede über das, was du tust“ für Ihre persönliche Ich-AG ableiten? Zunächst einmal sollten Sie keine falschen Bedenken haben, dadurch negativ aufzufallen. Es ist keineswegs verwerflich, wenn Sie Ihre Leistungen und Fähigkeiten ins Gespräch bringen. Es kommt nur darauf an, in welcher Form Sie das machen.

Sie sind für andere interessant

Seien Sie optimistisch und gehen Sie grundsätzlich davon aus, dass sich andere Menschen für Ihre Person und für das, was Sie tun, interessieren. Überlegen Sie sich doch einmal, warum sich bestimmte Produkte auf dem Markt durchgesetzt haben – etwa diejenigen, die Sie jeden Tag konsumieren. Bevor Sie die Gelegenheit hatten, ihre Qualität eingehender zu prüfen, sind Sie ja in irgendeiner Form darauf aufmerksam gemacht worden.

Wenn Sie auf Ihr bestes Produkt – nämlich Sie selbst – aufmerksam machen möchten, stehen Ihnen ebenfalls mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Doch haben alle eine gemeinsame Voraussetzung: Ihre Bereitschaft, über sich zu reden und zu kommunizieren.

Würdigen Sie auch die Leistung anderer

Die 2 Gebote erfolgreicher Selbst-PR:

Gebot 1: „Rede über das, was du tust.“

Gebot 2: „Lass über das reden, was du tust.“

Das Problem ist nur, wie Sie andere Menschen dazu bewegen, ein gutes Wort für Sie einzulegen. Wenn Sie positiv über andere sprechen, können Sie davon ausgehen, dass im Gegenzug auch Sie gelobt werden.

Eine schöne Geschichte dazu stammt von dem amerikanischen Journalisten Napoleon Hill, der US-Unternehmer und Präsidenten beriet:

„Danke, dass Ihr so gut wart!“

„In einem Unternehmen für Hebekräne hatte ein junger Mann gerade seinen ersten Kran verkauft. Hoch erfreut bedankte er sich schriftlich bei allen, die an der Aktion mitgewirkt hatten. Er sprach dem Leiter der Transportabteilung seine Anerkennung aus, weil der Auftrag prompt bearbeitet und die Ware ohne Pannen ausgeliefert worden war. Er teilte der Lackiererei mit, wie stolz er war, als nach dem Auspacken des Krans die rote Farbe so schön leuchtete. Und er machte es sich zur Gewohnheit, alle Beteiligten wissen zu lassen, dass sie Wertvolles für ihn geleistet hatten.“ (Napoleon Hill, Ein Jahr des Erfolgs, Bonn 1996)

Im Lauf der Jahre wurde der junge Mann zum angesehensten Mitglied der Belegschaft – und später sogar Präsident des Unternehmens. Seine Strategie, sich schriftlich zu bedanken, eignet sich auch für Schüchterne, denen es schwer fällt, anderen ihre Gefühle zu zeigen.

 

Strategien für Schüchterne

Schüchternheit muss nicht unbedingt einen Nachteil bedeuten, wenn es darum geht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Oft wird Authentizität – auch in der Wirtschaft – höher eingeschätzt als aggressives Sich-in-Szene-Setzen oder Ellenbogen-Mentalität.

Das ist die Chance für Zurückhaltende: Schüchterne sind im Gegensatz zu Extrovertierten meist sensibler und können dadurch mehr erreichen als „Elefanten im Porzellanladen“.

Ihnen stehen verschiedene Möglichkeiten offen:

  • Understatement zeigen: Ziehen Sie nach britischem Vorbild das Piano dem Fortissimo vor. Untertreiben bedeutet nicht, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Die meisten Briten finden aber, dass sie es nicht nötig haben, sich in den Vordergrund zu spielen. Verfahren Sie in gleicher Weise. Mit einer solchen Einstellung beweisen Sie echtes Selbstbewusstsein – und gewinnen viele Herzen. Seien Sie sicher: Sympathien Ihnen gegenüber machen sich irgendwann bezahlt.
  • Lob weitergeben: Der britische Premierminister Winston Churchill führte alle seine Erfolge auf ein einziges Ereignis zurück: „Meine größte Leistung war, dass ich meine Frau zu überreden wusste, mich zu heiraten. Es wäre für mich unmöglich gewesen, durch all das hindurchzukommen, was ich durchgemacht habe, ohne ihren Mut und ohne ihre Hilfe. Das an Freuden reichste Erlebnis meines Lebens war meine Ehe.“ Indem Churchill die Lorbeeren an eine andere Person weitergab, zeigte er wahre Größe.
  • Humor beweisen: Auch hier sind unsere britischen Nachbarn Vorbild. Sie reißen keine schrillen Witze, sondern bevorzugen leisere Töne. Punkten Sie nicht mit derben Scherzen, die Ihnen laute Brüller einbringen. Entscheiden Sie sich für trockene Pointen, die ruhig subtil sein dürfen und am besten auf Ihre eigene Rechnung gehen: Die Gabe, über sich selbst lachen zu können, werden Ihre Mitmenschen sehr zu schätzen wissen.

Die Kunst, Netzwerke zu flechten

Eigen-PR funktioniert nur, wenn Sie ein Publikum haben. Suchen Sie sich Bühnen, auf denen Sie den Leuten begegnen, auf die es ankommt. Fragen Sie sich doch einmal, wo mögliche Bühnen für Begegnungen sind: wichtige Leute für Ihre Karriere; die Wohltätigkeitsorganisation in Ihrem Ort, in der Sie sich schon seit langem engagieren woll(t)en; der runde Geburtstag einer lieben Freundin, den Sie ganz persönlich gestalten möchten.

Wenn Sie eine Person kennengelernt haben, von deren Fürsprache Sie sich zukünftig einiges versprechen, sollten Sie am Ball bleiben.

4 Tipps, wie Sie neue Kontakte pflegen

  1. Bitten Sie um die Telefonnummer der betreffenden Person. Bieten Sie auch Ihre an. Hierfür eignen sich private Visitenkarten.
  2. Halten Sie sich an die Faustregel, dass Gesprächspartner sich im Allgemeinen bis zu 72 Stunden nach einem Gespräch noch an Sie erinnern werden. Warten Sie also nicht zu lange.
  3. Bedanken Sie sich für das informative Gespräch – oder den guten Tipp – per E-Mail, telefonisch, mit einer schönen Karte oder einem Brief – je nachdem, in welchem Rahmen der Kontakt stattgefunden hat.
  4. Halten Sie Zusagen unbedingt ein, wenn Sie etwas versprochen haben. Umgekehrt gilt: Meldet sich die Person nicht von sich aus, reicht ein einmaliges Erinnern aus. Statt sie hartnäckig zu verfolgen und zu nerven, setzen Sie lieber auf einen anderen Kontakt.

Klinken Sie sich in bestehende Netzwerke ein

Die richtigen Leute zu treffen, ist leider nicht ganz einfach. Wenn Sie es aber schon geschafft haben, Mitglied eines Netzwerkes zu sein, kommen die Leute von allein auf Sie zu. Vorher sollten Sie allerdings selbst aktiv „netzwerken“. Die entscheidenden Tipps hat Unternehmensberaterin Nicolette Strauss („Die andere Ich-AG“):

  • Suchen Sie sich eine, vielleicht auch 2 oder 3 für Ihr berufliches Umfeld wichtige Vereinigungen oder Verbände heraus. Werden Sie dort Mitglied. Oder nehmen Sie an den Jahrestagungen teil – am besten mit einem Vortrag und/oder aktiv in einem Workshop!
  • Gibt es in Ihrem Wohnort Netzwerke oder Vereine, in denen Sie gern mitwirken würden? Etwa, um Menschen kennenzulernen oder Ziele zu verwirklichen? Werden Sie Mitglied oder nehmen Sie an Jour-fixe-Terminen teil. Halten Sie dort Vorträge und übernehmen Sie ein Ehrenamt.
  • Legen Sie sich eine Liste derjenigen Menschen an, die Sie für berufliche oder private Zwecke kennen lernen möchten. Recherchieren Sie, wo und wann Sie diese treffen können, und halten Sie sich die Termine frei.

Bleiben Sie Ihren Grundsätzen treu

Eigen-PR betreiben und sich eine Bühne suchen bedeutet nicht, dass Sie sich anbiedern sollen. Wer sich ständig maskieren muss, um sich seiner Umgebung anzupassen, hat auf Dauer keinen Erfolg. Daher gilt: Setzen Sie auf Authentizität!

Verkleiden Sie sich nicht, übernehmen Sie keine Rolle, die nicht Ihrem Typ entspricht, reden Sie in Ihrer natürlichen Alltagssprache, schauspielern Sie nicht und kopieren Sie niemanden. Das haben Sie nicht nötig! Die Münchener Personalberaterinnen Gitte Härter und Christine Öttl, Inhaberinnen der Agentur „objektiv“ und Autorinnen des Bestsellers „Ich-Marketing“, bringen es auf den Punkt:

Authentisch sein bedeutet nicht, dass Sie …

  • alles über sich und jede kleinste Schwäche preisgeben;
  • schonungslos offen sind und immer Ihre Meinung sagen;
  • allen Ihren Stimmungen und Launen nachgeben;
  • nach dem Motto „So bin ich eben!“ leben.

Authentisch sein bedeutet, dass …

  • Sie sich selbst kennen und individuell präsentieren;
  • Sie Ihre Stärken zeigen und ausleben;
  • Sie auch Defizite zugeben und an diesen arbeiten;
  • das, was Sie sagen und zeigen, für Sie auch stimmt.
Das „große Knigge“-Urteil: Hüllen Sie sich bei Ihren Worten und Taten in Professionalität und Diplomatie. So bringen Sie Ihre Authentizität zur Geltung, ohne sie – wie in einem zu engen Korsett – zu erdrücken.

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